Nach SaaS nun CaaS: City as a Service
Kriemhilde Klippstätter flieht vor Rom, scheitert an London und fürchtet sich vor New Songdo, der geklonten Stadt der Zukunft.
Ich erfahre, dass bereits heute die Hälfte aller Erdenbürger, etwa 3,3 Milliarden, in Städten lebt. Die 20 größten von ihnen konsumieren unglaubliche 75 Prozent der weltweiten Energie und alle Gebäude hinterlassen einen CO2-Ausstoß von 15 Prozent – mehr als sämtliche Transportmittel, die es auf 13,5 Prozent bringen.
Das ist aber noch nicht das Schlimmste, denn es sollen noch mehr werden: Der Bedarf an neuen Städten steigt stark an. Allein China muss mindestens 500 neue Zentren schaffen, sagt mein Magazin. Mindestens 100 davon werden mehr als eine Million ehemaliger Bauern beherbergen, die Peking umsiedeln will. Insgesamt werden bis 2050 doppelt so viele Leute wie heute in einer Stadt wohnen.
Gut, dass die Fakten bekannt sind, denn man arbeitet an Konzepten, um zumindest die Infrastruktur der neuen Konglomerate zu optimieren. Daneben geht es, wen wundert es, auch ums Geschäft, ums ganz große Geschäft. Doch davon später.
New Songdo City nennt sich so eine neue Stadt, die derzeit auf einer künstlichen Insel im Gelben Meer vor Südkorea entsteht. Aufgeteilt in je ein Drittel Wohn-, Arbeits- und Ladenfläche, soll sie einmal 65.000 Menschen beherbergen und 300.000 Arbeitsplätze bereit stellen.
Errichtet wird die neue City von Stan Gale, der im amerikanischen Boston etwas unglücklich und mäßig erfolgreich als Bauunternehmer hantierte. Er ging aber als einziger auf das Angebot ein, sich von Koreas größter Bank und dem größten Stahlunternehmen 35 Milliarden Dollar zu leihen und damit die neue Stadt aus dem Schlamm zu stampfen.
Soweit, so gut, Sie sehen, wir sind schon beim Thema. Jetzt geht es ums Geschäft, und das geht so: Gale muss seinen Kredit zurückzahlen und hatte sich dazu etwas ausgedacht. Warum nicht den Prototypen einer Stadt der Zukunft schaffen und den dann x-mal kopieren?
Der Modellcharakter besteht hauptsächlich darin, dass sie “grün” sein soll. Zunächst besorgte er sich also die US-Zertifizierung LEED (Leadership in Energy and Environmental Design). Danach suchte er Partner, die die Vorgaben umsetzen konnten: Songdo soll nur mehr ein Drittel des CO2-Menge einer vergleichbaren Stadt emittieren und sie soll “smart” sein.