Nach SaaS nun CaaS: City as a Service
Kriemhilde Klippstätter flieht vor Rom, scheitert an London und fürchtet sich vor New Songdo, der geklonten Stadt der Zukunft.
Jetzt kommt die IT ins Spiel, denn die neue City würde gespickt sein mit technischen Gadgets aller Art, die auch noch untereinander kommunizieren sollen. Zuerst probierte es Gale mit der ortsansässigen LG Electronics, deren Ideen aber laut meinem Magazin nicht über das Versuchsstadium hinauskamen. Danach hoffte Microsoft auf den großen Wurf, wurde aber rasch von Cisco ausgebootet.
Offenbar sprechen Bauunternehmer Gale und Cisco-Chef John Chambers die gleiche Sprache, denn diese Kooperation hält. Jetzt darf Cisco die neue Stadt ausrüsten mit Gerätschaften, die den Verbrauch der Gebäude, etwa Energiebedarf, CO2-Emission oder den aktuellen Wasserverbrauch messen und möglichst zentral darstellen. Ciscos Kontrollraum soll das Stammhirn von Songdo werden. Für die Integration der unterschiedlichen proprietären technischen Systeme eines modernen Gebäudes hatte sich Cisco beispielsweise der Hilfe der australischen Startup-Company Majitek durch Beteiligung gesichert.
Die Strategie von Cisco ist es, ein “Betriebssystem für Städte” zu entwickeln. Denn das Geschäft mit “Smart Grids” und der unvermeidlichen Nachhaltigkeit scheint gigantisch: Die Marktforscher der IDC sagen ein Marktvolumen von 122 Milliarden Dollar für die nächsten zwei Jahre voraus, Chambers erwartet, “dass allein der Markt für Smart Grids größer als das ganze Internet” wird.
Bauunternehmer Gale jedenfalls hat bereits Pläne für weitere 20 Städte in der Schublade, die nach dem Muster von New Songdo in Indien und China errichtet werden sollen. Es bleibt zu hoffen, dass Cisco dann nicht mehr darauf besteht, seine Bildschirme für “TelePresence” an jedem Ort der neuen Stadt aufzustellen, denn die haben eigentlich nichts mit Nachhaltigkeit zu tun, und grün sind sie meist auch nicht.
“silicons sillycom” besteht aus den bekannten IT-Journalisten Kriemhilde Klippstätter, Hermann Gfaller, Ludger Schmitz und Bernd Seidel. Jeweils freitags lassen sie die vergangene Woche Revue passieren oder kümmern sich um die ganz grundlegenden Dinge der IT.