Warum Apple ARM nicht kauft
1990 hat Apple ARM zusammen mit Acorn Computers und VLSI Technology als Joint Venture gegründet. Später verkaufte Jobs einen Großteil des Apple-Anteils an ARM. Heute bestückt das Design der britischen Holding einen großen Teil mobiler Geräte.
Auch Apple zählt sich zu den ARM-Kunden und rüstet zum Beispiel das iPad mit dem A4 aus, einer Package-on-Package-Konstruktion, die unter anderem aus einem ARM-Chip besteht.
Nach der Übernahme von PA Semi wäre das die zweite Übernahme eines Chip-Designers. Jetzt wird spekuliert, dass Apple den Designer wieder heimholen möchte. Apple würde damit für 5,2 Milliarden Pfund eine Technologie einkaufen, die es bereits jetzt gut unter Kontrolle hat. Nicht, dass sich Steve Jobs das rund 1700 Mann starke Unternehmen nicht leisten könnte, aber würde sich diese Investition langfristig auszahlen?
ARM unterhält mit vielen Herstellern langfristige Lizenzabkommen, die im Gegenzug dessen geistiges Eigentum verwenden, um selbst Chips herzustellen. Diese Lizenzabkommen verlieren aber durch einen Verkauf des Unternehmens nicht ihre Gültigkeit. Die Apple-Konkurrenten könnten zunächst also weiter die Technologie nutzen. Wenn diese Abkommen beispielsweise nach fünf Jahren auslaufen, werden viele Hersteller versuchen, Apple als direkten Konkurrenten nicht in die Hände zu spielen und werden nach Alternativen Ausschau halten.
Samsung, Via, Transmeta, Intel und andere würden voraussichtlich im hohen Maße davon profitieren, würde ARM seine Unabhängigkeit verlieren. Und aus genau diesem Grund haben auch Intel und Samsung bei ARM noch nicht zugelangt.
Chip-Entwicklung ist komplex und verschlingt Unsummen. Die Einbrüche im Lizenzgeschäft könnte Apple mit ein paar Millionen verkaufter iPhones oder iPads wohl kaum aufwiegen. Außerdem ist Apple bei der Hardware kein Überzeugungstäter. Der Wechsel von IBMs Power auf die Intel-Plattform hat gezeigt, dass Apple an optimaler Leistung mehr gelegen ist, als an einer tradierten Hardware-Plattform festzuhalten. Was passiert, wenn ARM eines Tages nicht mehr Marktführer ist und von anderen, leistungsfähigeren Plattformen überholt wurde? Dann müsste Jobs sich und der Welt einen Fehlkauf eingestehen und für seine neuen ‘Wundergeräte’ auf die Technologie eines anderen Herstellers zurückgreifen.
Würde Steve Jobs tatsächlich die Absicht haben, ARM zu kaufen, dann will er vermutlich nicht mehr dafür bezahlen als unbedingt nötig und folglich würde er auch die Aktie nicht in die Höhe treiben wollen. Daher würde die Welt frühestens in einer offiziellen Presseerklärung erfahren, dass Apple ARM bereits gekauft hat, wie Kollege Nick Farrel richtig feststellt.