Asche zu Asche zu Asche
Wolken sind in Mode. Seit das Gras wieder grünt, liegen darauf Kinder und fantasieren sich abenteuerliche Gestalten in die Kumuli. Marketiers träumen derweil eher von undurchschaubaren Geschäften aus und in die Internet-Cloud. Zugleich ärgern sie sich, dass ihr Flieger sie nicht – wie geplant – zu ihren potenziellen Kunden trägt und beneiden den isländischer Vulkan, der trotz des wenig einprägsamen Namens Eyjafjallajökull (oder so ähnlich), damit so viele Schlagzeilen produziert. Manche ergreifen in der Krise die Chance und vermarkten jetzt ihr Green-IT-Videokonferenz-System als Alternative zum gefährlichen Aschenflug.
Persönlich haben mich weder Wolken noch Asche gekratzt, denn ich musste mich derart über Apple ärgern, dass ich beschlossen doch kein iPad zu kaufen und den wePad-Bastlern ihren Marketing-Erfolg zu gönnen – auch wenn der Brettcomputer-Clone wohl noch nicht so richtig funktioniert. Dass die iPhoniker nicht nur nackte Busen, sondern auch Entwickler zensieren, wie man liest, ist übel, mir aber ziemlich gleichgültig. Obwohl – wie pornographisch klingen meine neuen Gedichte, die ich eigentlich über den neuen digitalen Apple-Buchladen vertreiben wollte. Können die Zensoren bzw. Zensur-Algorithmen überhaupt vernünftig deutsch?
Na ja, die hiesigen Verlage basteln ja inzwischen an eigenen “plattformunabhängigen” Buchläden, manche sogar gemeinsam. Sollten sie sich gegen jede Erfahrung einigen und – noch unwahrscheinlicher – Erfolg haben, dann könnte ich auch dort publizieren – in zehn oder fünfzehn Jahren.
Aber mich ärgert etwas ganz anderes: Der iMac-Bildschirm sieht cool aus, die HD-Action-Filme meines Neffen kommen grandios – aber nur bei Nacht. Tagsüber dagegen eignet sich der Bildschirm am ehesten, um sich davor die Haare zu kämmen oder (für meinen Neffen) Pickel auszudrücken. Bei aller Eitelkeit sehe ich mir aber nicht so gern ins Gesicht, wenn ich Auftragstexte formulieren muss. Irgendwie hemmt das. Und dieser sch…, äh, schöne Rechner ist mit Mattscheibe nicht zu haben. Deshalb kann mir Apple künftig gestohlen bleiben. Obwohl, dann gilt das wohl für alle PC-Hersteller, werbe sie doch alle mit Brillanz und sparen an der Scheibe.
Aber kommen wir endlich zum eigentlichen Thema der Woche, dass ich bislang umflogen habe, wie einige Piloten auf Sichtflug. Ob sich hier Jesus und der griechisch/römische Gott Vulcanus/Hephaistos zu einer Art isländisch-olympischen Kalauerausbruch zusammenfanden? Erhörten sie auf ihre Art die Gebete der pleitegegangenen Bürger in Island und anderswo nach mehr Asche und schickten die Wolke dann auch gleich gen England und Griechenland, wo nun mehr Asche aufs Haupt als in die Geldbörse staubt. Es wird sich nicht ermitteln lassen: Asche zu Asche.
Ich hatte Glück. Mein Flieger von einer Data-Warehouse-Konferenz nach Hause hob schon vor der Aschewolke ab. Aber hätten mir die Predictive-Analytics-Manager (früher nannte man das Wahrsager) in Berlin nicht einen Tipp geben können, und wenn nicht mir so doch zumindest ihren Platin-Kunden unter den Fluglinien. Die nötigen Daten hätten eigentlich vorhanden sein müssen. Schließlich ist doch längst alles, was Beben kann, verdrahtet und mit Sensoren bestückt, damit der Nachrichtensprecher nachher die Richter-Skala anführen kann. Und in den Sensoren liegt das Geschäftsmodell der Zukunft für Dateninterpreten, sagt Teradata, schließlich generieren Messungen (Funkchips an der Chipstüte und im Pulli) jede Minute ein Vielfaches der Daten der beliebtesten sozialen Netzwerke. Aber stimmt schon. Mit Asche lässt sich schwer Asche machen, das haben die Fluglinien gerade schmerzhaft erfahren.