Palms letzter Rettungsanker

Das Rätselraten, was aus dem schwer angeschlagenen Smartphone-Pionier Palm wird, hat ein Ende. Hewlett Packard (HP) übernimmt den Handyhersteller für 1,2 Milliarden Dollar (900 Millionen Euro). Das Unternehmen will damit seine mobile Strategie neu ausrichten.

Scheitern im Smartphone-Segment

Im Smartphone-Bereich ist es fraglich, ob sich HP zusammen mit Palm, erfolgreich am Markt durchsetzen kann. Zwar ist HP schon mit seinem Smartphone iPaq im mobilen Segment vertreten, doch das mehr oder weniger erfolglos. Der Marktanteil dieser Geräte liegt nach Angaben des Marktforschungsinstituts IDC nur bei 0,1 Prozent. Ob die beiden aktuellen Smartphones von Palm sich plötzlich unter der Herrschaft von HP besser verkaufen, ist wohl nicht zu erwarten. Nach den jüngsten Quartalsdaten verkaufte Palm 408.000 Pre-Geräte, während Apple 8,75 Millionen iPhones verkaufen konnte.

Nach Meinung von Analysten wird der HP-Palm-Deal den Wettbewerb im bereits überfüllten Smartphone-Markt weiter verschärfen. HP müsse mit allen Mitteln daran arbeiten, Palms Marktposition, Partnerschaften und Produkte zu stärken, sagten die Analysten von IDC. Sie denken, dass Palm es selbst als Teil von HP schwer haben wird, vor allem im bisher von Palm vernachlässigten internationalen Markt, Fuß zu fassen.

Allein hätte Palm wohl noch nur ein paar Monate überleben können. Palm hatte am Mittwoch verkündet, dass die Smartphone-Verkäufe weiter eingebrochen sind und dass das Bargeld langsam ausgeht. Der Umsatz soll im laufenden Quartal 90 bis 100 Millionen Dollar betragen. Analysten rechneten im Schnitt mit 164 Millionen Dollar. Ob nun HP die Kurve bekommt und die Marke Palm erfolgreich am Markt etablieren kann, werden die folgenden Monate zeigen.

Palms schwieriger Weg

Der Smartphone-Vorreiter Palm hatte schon von Anfang an mit Hoch und Tiefs zu kämpfen. Das Unternehmen wurde im Jahre 1992 von Donna Dubinsky und Jeff Hawkins gegründet und entwickelte als eines der ersten Konzerne einen Handheld-Computer, den Palm Pilot. Danach wurde Palm erst vom Modem-Hersteller U.S. Robotics und schließlich 1997 vom Netztechnikunternehmen 3Com übernommen. Erst nach der Jahrtausendwende wurde Palm wieder selbständig.

Ein kleiner Lichtblick für die Integration von Palm ist die Tatsache, dass sich der frühere Palm-Firmenchef und jetzige HP-Manager Bradley bestens mit dem Unternehmen auskennt. Denn er führte von 2001 bis 2005 das Unternehmen unter dem Namen Palm One. Abgelöst wurde er von Ed Colligan, einem der Gründer von Palm. Colligan hatte Palm zusammen mit den anderen Gründern Hawkins und Dubinsky 1998 verlassen um mit ihnen den Smartphone-Hersteller Handspring zu gründen. 2003 verkauften die drei Handspring an Palm. Colligan konnte keine Wende bei dem in die Jahre gekommenen Handheld-Hersteller aus dem Silicon Valley erzielen. Das Unternehmen kam einfach nicht gegen die Konkurrenz an, die mit Geräten wie dem Blackberry und dem iPhone den Markt eroberten. Deshalb wurde die Führungsspitze im Juni 2008 durch Rubinstein ersetzt. Dieser leitete einst an der Seite von Apple-Chef Steve Jobs die Entwicklung des iPod und der iBook- und iMac-Computer. Bei Palm trieb der die Entwicklung des Pre-Smartphones und des WebOS voran.