Open Source beim Bund: Hindernisse und Chancen

Um IT-Projekte auf der Basis von Open Source in der Verwaltung ist es in den vergangenen Monaten deutlich ruhiger geworden. Neue Leuchtturm-Projekte großer Kommunen oder Behörden sind derzeit Mangelware.

Dennoch hat freie Software in der Verwaltung durchaus Chancen. Diese bestehen nach wie vor, denn das Lösungsangebot und das Fachwissen sind in den letzten Jahren weiter gestiegen, Endanwenderlösungen sind nutzerfreundlicher geworden und das “politische Klima” in Sachen Linux ist in vielen Behörden und Einrichtungen weiter positiv. Folgende Faktoren verdeutlichen das Potenzial Open Source in öffentlichen Verwaltungen:

Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes werden realistisch eingeschätzt

Einige Open-Source-Verfechter verfolgten in der Vergangenheit die Vision von Open Source-Lösungen als weitgehend dominierenden Lösungsansatz für die öffentlichen Verwaltungen. Hier ist ein Stück weit Realismus eingekehrt. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, wo sich Linux und Open Source bewährt und akzeptiert ist und wo sich Beschränkungen zeigen. Das bietet die Chance, sich auf erfolgreiche Themen stärker zu fokussieren.

Offenheit der Lösungen und Unterstützung offener Standards

Das Verwenden offener Standards und offener Lösungen ist in zweifacher Hinsicht von Bedeutung: zunächst ermöglicht die konsequente Nutzung offener, vollständig dokumentierter und frei verfügbarer Standards eine hohe technische Transparenz der genutzten Software. Zudem vereinfachen offene Standards die Integration von Lösungen in heterogenen IT-Strukturen.

Wachsende Breite des Angebots und professionelle Unterstützung

Die Zahl der auf Linux portierten Fach- und Verwaltungsanwendungen ist zwar weiterhin gering, aber einige Anbieter haben hier Potenzial erkannt. Mit dem Einsatz von Open Source-Office-Lösungen, Web- und Kollaborationstools zeigen viele Gemeinden und Fachbereiche, dass dies im Büroalltag funktioniert. Aufgrund der Offenheit der Lösungen ist die Unterstützung auf technischer Basis gut beherrschbar, dies gilt zum Teil auch für standardisierte Prozessmodelle.

Chancen im Rechenzentrum

Das Potenzial von Open Source und Linux ist im Rechenzentrum kurz bis mittelfristig deutlich höher als beim Endanwender. Linux hat hier seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. In dem Maße, wie Cloud Computing in die öffentliche Hand einziehen wird, bieten sich auch Chancen für Linux beim Endanwender, etwa mit Linux-basierten Thin Clients.

Politische Rahmenbedingungen

Der Einsatz von Linux und Open Source Software ist nicht zuletzt einem politischen Anspruch und einem gesellschaftlicher Auftrag geschuldet, der sich mit den Schlagworten Offenheit, Transparenz, Kostenbewusstsein und Wirtschaftlichkeit umreißen lässt.

Der Einsatz des Betriebssystems Linux und quelloffener Software wird in der öffentlichen Verwaltung vielerorts weiter vorangetrieben werden. Beschränkungen und Potenzial sind nach hinreichender Erfahrung und vielen Projekten bekannt. Das führt zu realistischen Bewertungen in Hinsicht auf einzelne Projekte aber auch auf Linux und Open Source insgesamt.