Die Geschäfte haben sich schneller erholt als erwartet, sagte Löscher am Donnerstag zur Vorlage der Halbjahresbilanz. Außerdem habe Siemens von seinen Sparmaßnahmen profitiert. Der Konzern hat daraufhin seine Ergebnisprognose angehoben und rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem Ergebnis der Sektoren über dem Vorjahreswert von rund 7,5 Milliarden Euro. Sollte Siemens sogar über die 7,5-Milliarden-Marke kommen, wäre es der bislang höchste operative Gewinn für den Konzern.
Auch die Umsatzentwicklung hat sich im zweiten Quartal stabilisiert. Der Umsatz fiel im Vorjahresvergleich lediglich um vier Prozent auf 18,2 Milliarden Euro, was teilweise auf den abfedernden Effekt des starken Auftragsbestands in einer Reihe von Infrastrukturgeschäften zurückzuführen ist. Die Erlöse dürften um einen mittleren einstelligen Prozentsatz zurückgehen, bekräftigte der Vorstand. “Von Rückenwind wird für einige Zeit noch nicht die Rede sein können”, sagte Finanzvorstand Joe Kaeser.
Das Ergebnis der Geschäftsbereiche (Industry, Energy, Healthcare) kletterte um 16 Prozent auf rund 2,1 Milliarden Euro. Dabei erzielten die drei Konzern-Sektoren sehr unterschiedliche Ergebnisse. Zwar konnten alle bis auf den Industriesektor ein Umsatzplus verbuchen, dafür verzögern sich in der Energiesparte weiterhin die Großaufträge für fossile Kraftwerke und auch in einigen Teilen des Infrastrukturgeschäfts im Industriesektor fehlen Bestellungen. Bei Industrielösungen sanken ebenfalls Auftragseingang und Umsatz. Insgesamt gibt es jedoch im Industriegeschäft erste Anzeichen für einen Stabilisierung.
“Siemens hat seine Ertragskraft erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Hierbei profitieren wir besonders von den frühzeitig umgesetzten Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Wir haben auch in Zeiten der Krise sehr bewusst unsere Innovationsdynamik beibehalten und behaupten uns gut im Markt”, sagte Löscher.
So schön die Quartalszahlen und die Worte des Konzern-Chefs auch ausfielen – auf der anderen Seite gab es von Seiten der Mitarbeiter lautstarke Demonstrationen gegen den geplanten Stellenabbau bei der Siemens IT-Sparte SIS. Am Mittwoch protestierten mehrere tausend Beschäftige vor der Konzernzentrale in München. Darunter waren auch Mitarbeiter aus den Standorten Fürth und Bad Neustadt, die mit 50 Bussen gekommen waren. Der Protest war der Höhepunkt einer Serie von Demonstrationen in den vergangenen Monaten und soll eine “bundesweite Wirkung haben”, sagte Martin Kimmich von der Münchner IG Metall. Die Aktion richtete sich gegen die Ausgliederung von SIS und gegen die Pläne, den Standort Bad Neustadt teilweise zu schließen. Dort stehen laut IG Metall 840 Stellen auf dem Spiel, in München sollen 960 abgebaut werden.
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