Tarif für Kopierabgaben auf PCs veröffentlicht

Für Geräte ohne Brenner sollen 15,19 Euro und für zum Einbau bestimmte, einzelne Brenner 1,88 Euro fällig werden. Diese Tarife sollen rückwirkend ab Anfang 2008 gelten.

Das Oberlandesgericht München hatte erst Ende April den Weg für die nun genannten Tarife frei gemacht, wie die Kollegen von heise recherchiert hatten. Verbindlich sind die Tarife jedoch noch lange nicht, der Streit um die Abgaben auf Kopier-Hardware ist weiter offen.

“Es ist unstrittig, dass alle PC-Anbieter für jedes verkaufte Gerät Kopierabgaben zahlen müssen”, kommentierte Bitkom-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, “aber über die angemessene Höhe gehen die Vorstellungen zwischen den Beteiligten weit auseinander.”

Durch die Tarifveröffentlichung hat die ZPÜ aber zunächst die Voraussetzung dafür geschaffen, Forderungen gegenüber Anbietern geltend zu machen. “In welchem Umfang die ZPÜ ihren Anspruch bei den Unternehmen durchsetzen kann, ist allerdings noch offen”, erklärt Scheer. Der Bitkom ist an einem Schiedsverfahren beteiligt, in dessen Rahmen geklärt werden soll, welche Abgabenhöhe gerechtfertigt ist. Mit einem endgültigen Ergebnis sei frühestens Ende dieses Jahres zu rechnen.

Unternehmen haben aktuell zwei Möglichkeiten, sich auf die Abgabenpflicht auf PCs einzustellen:

  • Die erste Option ist, der Tarifveröffentlichung der ZPÜ zu widersprechen. Dies kann dazu führen, dass das entsprechende Unternehmen von der ZPÜ verklagt wird. Alternativ könnte auch ein Musterprozess von der ZPÜ gegen ein einzelnes Unternehmen stellvertretend für weitere widersprechende Unternehmen geführt werden. Die Gefahr einer Klage ist unabhängig davon, ob und welchem Verband ein Unternehmen angehört.
  • Die zweite Option ist der Betritt zu einem Vertrag mit der ZPÜ, den der Bundesverband Computerhersteller (BCH) ausgehandelt hat. In diesem Rahmen sind auf PCs mit Brenner Abgaben von 13,65 Euro zu zahlen, für Geräte ohne Brenner 12,15 Euro. Der Vertrag gilt rückwirkend ab 2008 und bis Ende 2010. Ein Beitritt zu diesem Vertrag ist bis zum 3. Juni möglich. Durch die Abgaben wird das legale private Kopieren von urheberrechtlich geschützten Inhalten wie Musik und Texten abgegolten. Entsprechende Abgaben werden schon seit längerem unter anderem von Herstellern von Scannern, Druckern und Kopierern abgeführt. Die Verwertungsgesellschaften nehmen die Abgaben im Namen von Verlagen, Autoren und Künstlern ein. Prinzipiell erhöht sich durch die gesetzlich gewollten Kopierabgaben der Verkaufspreis. Hersteller müssen die Kosten an die Verbraucher weitergeben – das ist Sinn der gesetzlichen Regelung.

Der seit Jahren schwelende Streit um Kopierabgaben auf PCs wird also weitergehen. “Das Urheberrecht regelt nicht klar genug, welches Niveau der Abgaben für die Verbraucher wirtschaftlich vertretbar ist”, so Scheer. Nötig sei ein Urheberrecht, das die Möglichkeiten des Internets noch besser berücksichtigt.

Silicon-Redaktion

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  • Brenner noch viel im Einsatz?
    Ich kann mich an meinen letzten Brenner-Einsatz gar nicht mehr erinnern. Mittlerweile landet alles auf der (Netz-)Festplatte oder dem iPod. Ob es da so sinnvoll ist, die Abgabe an einem Medium festzumachen, dessen Lebenszyklus offensichtlich bald beendet ist?

  • Arbeitsplätze
    Ich kann die Mitarbeiter der GEMA und aller verwandten Organisationen gut verstehen. Geht es doch um ihre simplen aber dafür gut dotierten Arbeitsplätze. Auf so eine Art würde ich mein Geld auch gern verdienen.

  • Kopierabgabe
    Mich würde in dem Zusammenhang mal interessieren, wie hoch die Abgabe war, die für meinen Cassettenrecorder, den ich 1977 bekam, war. Auf jeden Fall haben wir damals kopiert was das Zeug hielt und niemand hat sich beklagt,- auch nicht über schlechte Geschäfte!

  • das kann doch nicht wahr sein
    der deutsche staat geht mir langsam sowas von auf die ketten, kann doch nicht sein dass ein paar leute die von hardware keine ahnung haben und mit der herstellung dieser überhaupt nix am hut haben uns für etwas wofür wir ohnehin schon bezahlt haben nochmal in die tasche greifen wollen. Zentralstelle für private Überspielungsrechte dass ich nicht lache, wenn die hersteller meinen sie müssten mehr geld einstreichen, dann sollen sie die preise erhöhen, aber bitte lasst inkompetente deutsche konsortien daraus...

  • Das ist eine Unverschämtheit
    schließlich werden auf die Medien (Rohlinge) schon die entsprechenden Beträge erhoben.
    Der User wird, jetzt wie so oft in Deutschland, mindestens 2 x abgezockt.
    Abgesehen von den noch anderen Abgaben und Steuern auf Das Equipment und Rohlinge..
    Was macht eigentlich das Verbraucherschutzministerium????
    Die Dame aus Bayern hält sich in Fragen des Verbraucherschutzes offenbar für nicht zuständig. Ob da wohl die Lobby wieder einmal ohne jede Gegenwehr gesiegt hat?
    Hilft ein verbaler Tritt vor das Schienbein des örtlichen Bundestagsabgeordneten?
    Es grüßt
    Gerhard

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