Den einzigen Autohersteller, den der 42-jährige Israeli bisher von seiner Idee begeistern konnte ist Carlos Ghosn, Chef des französischen (!) Autoherstellers Renault. Dieser wird für Better Place eine Version seiner fünftürigen Elektrolimousine Fluence fertigen, die eine Reichweite von 160 Kilometern aufweisen soll. Die ersten Autos sollen laut Agassi 2011 ausgeliefert werden und nicht mehr als eine konventionelle Limousine kosten.
Kagermann jedoch scheint ähnlich wie die Vertreter der deutschen Autoindustrie nicht von Agassis Konzept überzeugt. Auf Anfrage von silicon.de, ob man sich bereits mit Agassi (neuerlich) in Verbindung gesetzt habe, antwortete Jann Ohlendorf, Pressesprecher der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech), der der 62-jährige Kagermann seit Sommer 2009 vorsteht: “Die Vermutung, unser Präsident könne eine besondere Neigung zum Better-Place-Modell haben, ist offenbar naheliegend. Tatsächlich aber ist dem nicht so.”
Die Bewertung von Handlungsoptionen obliege Arbeitsgruppen der Plattform. Entsprechend sei es, ganz unabhängig von der Ausgestaltung der Geschäftsmodelle, noch zu früh für eine Antwort. Der schmallippigen Replik ist aber nur zu gut zu entnehmen, dass sich Kagermann und Agassi so grün, wie es die Technologie von Agassi sein soll, nicht mehr sind.
Grund: Agassi war ursprünglich als nächster SAP-Chef eingeplant. Eben der Kronprinz von Kagermann. Doch als 2007 Kagermann auf Bitten von Hasso Plattner noch länger auf seinem Chefposten kleben blieb, warf Agassi enttäuscht das Handtuch. Warten passt offenkundig nicht zum Ego des Israeli.
Monate nach seinem Ausstieg, Anfang 2009, erklärte er in einem Firmenvideo für Better Place: “Ich bin das Ende vom Öl”. Übertreibung, Ehrgeiz und Geduld gehören wohl nicht zu den stärksten Charaktereigenschaften des sich (physisch gesehen) auf Augenhöhe mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy befindlichen Agassi. Ähnlich wie der Franzose steht Agassi zudem immer unter Strom. Bei der SAP brachte ihm das den Ruf als egozentrisch und selbstgefällig ein.
Einen ganz anderen Charakter zeigt hingegen Kagermann. Der Manager, der mit der Sachlichkeit eines habilitierten Physikers an Aufgaben herangeht, bewahrt vorzugsweise einen kühlen Kopf. Zur Entspannung löst er mathematische Formeln, was Agassi wohl nie in den Sinn kommen würde.
So scheint es zunächst eher abwegig, dass die beiden wieder zueinander finden. Sollte die Kalkulation Kagermanns aber ergeben, dass mit Better Place ein neues deutsches Wirtschaftswunder möglich ist, wird er über seinen Schatten springen, und eine neue Zusammenarbeit von Kagermann und Agassi wieder wahrscheinlich. Warten wir ab.
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persönliche Bewertungen...
Daß Agassi enttäuscht das Handtuch warf ist eine reine Vermutung. Wahrscheinlicher ist seine eigene Version die er in div. Interviews darlegte.
Zum Thema mathematische Formeln die Agassi wohl nie in den Sinn kommen - gerade die mathematischen Formeln machen Better Place ja so interessant... oder weiß der Autor dieses "Seitenblickes" mehr als die Risikokapitalgeber?
Ein Beispiel: Wenn ich mir vorstelle, daß ein Akku eine Lebensdauer von bis zu 2000 Zyklen schaffen kann (bei ~160km/Zyklus also nach Adam Riese über 300.000km) dann Frage ich mich warum soll sich jeder Autofahrer so einen Akku tatsächlich selbst kaufen müssen?
Der Mann hat eine Mission...
Ich sehe es genauso wie Helmut Enzensberger. Shai Agassi hat Better Place gegründet weil sein Mentor Shomon Perez ihn davon überzeugen konnte, seinen Plan, die Abhängigkeit vom Öl zu verringern, umzusetzen. Da spielt die tiefe Überzeugung eine Rolle dass mit der Gewinnung, Verteilung und dem Verbrauch von Öl viele Probleme entstehen. Das hat er wohl in seiner Jugend in Israel am eigenen Leib erlebt. Letztendlich führt eine Verringerung der Ölförderung dazu dass die OPEC-Staaten sich nicht mehr auf die Einnahmen aus dem Ölgeschäft verlassen können und diese Staaten einen Umbau ihrer Wirtschaft und Gesellschaft vornehmen müssen, um weiter bestehen zu können. Viele arabische Staaten haben mit dem Umbau ja schon begonnen und rüsten sich für die Zeit "nach dem Öl". Da spielt die Frage ob man CEO von SAP wird oder nicht eine eher untergeordnete Rolle. Wer die Zeit hat sollte sich ggf. dieses Video ansehen und Verstehen wovon ich spreche:
http://www.betterplace.com/company/video-detail/renault-nissan-and-better-place-webcast-qa/
Elektromobilität
Auf europäischer Ebene wird das "Better Place"-Konzept sicherlich funktionieren. Mich interessiert vor allem wie RWE und Daimler die in der Vergangenheit gemeinsam Pionierarbeit leisteten hier reagieren. Nicht nur die positive Energiebilanz hängt maßgeblich davon ab, dass der Verbrennungsmotor komplett ersetzt wird. Es ist der Preis! Der Elektroantrieb sollte keinesfalls nur die Rolle des Hilfsmotors im unteren Lastbereich spielen. Dies ist im Moment bei vielen neu angebotenen e-Kfz (Stichwort Hybrid) leider der Fall. Der Verbrennungsmotor kostet Geld und sein Gewicht erhöht sicherlich nicht die Reichweite im e-Modus.
Better Place ermöglicht in erster Linie genau das was viele Menschen bräuchten: ein günstiges Automobil.
Viele Grüße
Tobias Topyla