Die Aufgabe des ehemaligen SAP-Chefs Kagermann ist nicht gerade leicht. Als Vorsitzender der Plattform Elektromobilität, die am 3. Mai durch die Bundesregierung ins Leben gerufen wurde, soll er Deutschland zu vielen, vielen Elektroautos verhelfen. Und den Autobauern damit zu einem neuen Markt, was ein neues deutsches Wirtschaftswunder entfachen könnte.
Knackpunkt dabei ist die effektive Batterietechnologie, die dafür benötigt wird. Denn die heute erhältlichen Lithium-Ionen-Batterien sind für den Alltagsgebrauch zu schwer und bieten eine viel zu geringe Reichweite. Das Laden dauert Stunden.
Besser, als auf die Entwicklung leistungsfähigerer Energiespeicher zu warten, wäre es vielleicht, “E-Tankstellen” anzubieten, in den binnen weniger Sekunden einfach eine neue Batterie eingebaut wird. Das könnte vergleichsweise schnell passieren, ein Konzept dafür liegt längst vor. Rein zufällig stammt es von Kagermanns ehemaligen Kronprinzen bei der SAP, Shai Agassi.
Was also läge näher, als Agassi mit ins deutsche Elektroboot zu nehmen? Seine im Jahre 2007 gegründeten Firma Better Place schließt mit Autoherstellern Verträge über den Einbau standardisierter Batterien in Elektroautos ab, und voila: Innerhalb der nächsten 12 Monate steht die Infrastruktur für das deutsche Elektrifizierungswunder. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich, den Agassis System hat Hand und Fuß: Der Käufer zahlt nur für das Auto, nicht aber für die 10.000 Dollar (rund 7900 Euro) teure Batterie. Diese bleibt im Besitz der Firma, welche mit den Autobesitzern einen Nutzungsvertrag ähnlich einem Handyvertrag abschließt. In Israel und Dänemark laufen aktuell die ersten Testprojekte, in Tokio wurde kürzlich die erste Tauschstation für Akkus von Elektrotaxis in Betrieb genommen.
Agassi könnte also auch die Infrastruktur und die Batteriestationen für das Autoland Deutschland anbieten. Dafür wären zunächst aber die deutschen Autobauer und Stromlieferanten am Zug. Problem: Gerade bei den großen deutschen Autoherstellern stößt Agassi auf breite Skepsis. Wenigstens Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat sich vor kurzem das Elektroauto-Projekt in Israel angesehen. Agassi ließ es sich dabei nicht nehmen, ihm persönlich vor der Sackgasse zu warnen, in die die deutsche Autoindustrie gerade fahre. Vorausgesetzt, sie stellten sich weiter stur in Sachen Austauschbatterie, versteht sich.
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persönliche Bewertungen...
Daß Agassi enttäuscht das Handtuch warf ist eine reine Vermutung. Wahrscheinlicher ist seine eigene Version die er in div. Interviews darlegte.
Zum Thema mathematische Formeln die Agassi wohl nie in den Sinn kommen - gerade die mathematischen Formeln machen Better Place ja so interessant... oder weiß der Autor dieses "Seitenblickes" mehr als die Risikokapitalgeber?
Ein Beispiel: Wenn ich mir vorstelle, daß ein Akku eine Lebensdauer von bis zu 2000 Zyklen schaffen kann (bei ~160km/Zyklus also nach Adam Riese über 300.000km) dann Frage ich mich warum soll sich jeder Autofahrer so einen Akku tatsächlich selbst kaufen müssen?
Der Mann hat eine Mission...
Ich sehe es genauso wie Helmut Enzensberger. Shai Agassi hat Better Place gegründet weil sein Mentor Shomon Perez ihn davon überzeugen konnte, seinen Plan, die Abhängigkeit vom Öl zu verringern, umzusetzen. Da spielt die tiefe Überzeugung eine Rolle dass mit der Gewinnung, Verteilung und dem Verbrauch von Öl viele Probleme entstehen. Das hat er wohl in seiner Jugend in Israel am eigenen Leib erlebt. Letztendlich führt eine Verringerung der Ölförderung dazu dass die OPEC-Staaten sich nicht mehr auf die Einnahmen aus dem Ölgeschäft verlassen können und diese Staaten einen Umbau ihrer Wirtschaft und Gesellschaft vornehmen müssen, um weiter bestehen zu können. Viele arabische Staaten haben mit dem Umbau ja schon begonnen und rüsten sich für die Zeit "nach dem Öl". Da spielt die Frage ob man CEO von SAP wird oder nicht eine eher untergeordnete Rolle. Wer die Zeit hat sollte sich ggf. dieses Video ansehen und Verstehen wovon ich spreche:
http://www.betterplace.com/company/video-detail/renault-nissan-and-better-place-webcast-qa/
Elektromobilität
Auf europäischer Ebene wird das "Better Place"-Konzept sicherlich funktionieren. Mich interessiert vor allem wie RWE und Daimler die in der Vergangenheit gemeinsam Pionierarbeit leisteten hier reagieren. Nicht nur die positive Energiebilanz hängt maßgeblich davon ab, dass der Verbrennungsmotor komplett ersetzt wird. Es ist der Preis! Der Elektroantrieb sollte keinesfalls nur die Rolle des Hilfsmotors im unteren Lastbereich spielen. Dies ist im Moment bei vielen neu angebotenen e-Kfz (Stichwort Hybrid) leider der Fall. Der Verbrennungsmotor kostet Geld und sein Gewicht erhöht sicherlich nicht die Reichweite im e-Modus.
Better Place ermöglicht in erster Linie genau das was viele Menschen bräuchten: ein günstiges Automobil.
Viele Grüße
Tobias Topyla