SAP-Hausmesse: Blick nach vorn

Die SAP-Messe ‘Sapphire 2009’ in Orlando (Florida) wurde von CEO Léo Apotheker eröffnet. Ein Jahr später – zur Sapphire Now 2010 in Orlando und Frankfurt am Main – ist er entlassen. SAP hat ein sehr turbulentes Jahr hinter sich – mit der Konzentration auf die In-Memory-Technik und der Übernahme von Sybase richtet der Hersteller jetzt wieder den Blick nach vorn.

Was musste SAP im vergangenen Jahr nicht alles aushalten: Die Kunden revoltierten gegen die Wartungsgebühren, die Marge lag bei nur 12,8 Prozent, das einst als Wunderwaffe gehandelte ‘Business ByDesign’ steht der Allgemeinheit nach wie vor nicht zur Verfügung. Neben dem CEO räumten andere Vorstände die Büros, darunter John Schwarz, Ex-CEO von Business Objects.

Manche Analysten sehen für SAP so richtig schwarz. “SAP wird in der jetzigen Struktur die nächsten fünf Jahre nicht überleben”, sagte etwa Helmuth Gümbel, IT-Analyst bei Strategy Partner International, auf der Tagung der IBM-Nutzervereinigung GuideShare Europe in München.

Das Geschäft von SAP funktioniere nicht mehr wie gewohnt. 80 Prozent der Umsätze beruhten auf Altkunden, lediglich 20 Prozent auf Neugeschäft. Seit 2002 überstiegen die Einnahmen aus der Wartung die Lizenzeinnahmen. Die Umsatzsteigerungen der vergangenen Jahre beruhten zu einem großen Teil auf Vertragsanpassungen und überdimensionierten Bundles, die man Anwendern mit Rabatten aufgeschwätzt habe. Die Kunden würden langsam erkennen, dass es wenig zweckdienlich sei, sich an einen Softwarehersteller zu binden.

Zudem sei die Führungsstruktur mangelhaft. “Hasso Plattner ist Aufsichtsratsvorsitzender, hält zehn Prozent der SAP-Aktien und ist gleichzeitig Berater des SAP-Vorstands. Diese Machtfülle ist allenfalls mit der von Ferdinand Piëch vergleichbar.”

Als tieferen Grund der Misere sieht Gümbel allerdings, dass außer den Investoren niemand wirklich Druck auf SAP ausüben könne: Die Kunden seien zu abhängig, Konkurrenz gebe es kaum. Und das Ziel der Investoren sei in erster Linie jederzeit eine dicke Rendite – und nicht ein paar magere Jahre, in denen die Firma von Grund auf umgekrempelt werde.

Genau dies sei aber nötig, um das Geschäft, die Kultur und die Produkte an die geänderte Situation auf den Märkten anzupassen. “SAP kriegt die Kurve nicht, wenn die Firma nicht von der Börse genommen wird oder eine Holding-Struktur erhält, um neue Bereiche aus- und die nicht mehr funktionierenden abzubauen”, prophezeit Gümbel.

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