“Einer sofortigen Löschung der Daten nicht zustimmen”

Seit einigen Tagen ist klar, wie viele und welche Daten Google mit seinen Street-View-Autos ausspioniert hat. Theoretisch zumindest. Denn praktisch hat der Internetkonzern Datenschützern noch keine einzige handfeste Information geliefert, sagt der Hamburger Datenschutzbeauftragte Professor Johannes Caspar im Gespräch mit silicon.de.

In Googles Deutschlandzentrale scheint man hilflos. Die Datenträger könnten nicht ohne weiteres in Deutschland ausgelesen werden, zitiert Spiegel Online Google-Sprecher Kay Oberbeck. Die Erklärung dazu steht im Blog von Peter Schaar: “Die Datenträger würden auf dem Postweg in die USA versandt und dort in die Datenbank des Unternehmens integriert. Zudem sei eine Prüfung der Daten in Deutschland sowieso nicht möglich, da in den Fahrzeugen auf die Datenträger nur ein schreibender Zugriff bestehe.”

Johannes Caspar kann da nur den Kopf schütteln: “Es kann ja nicht sein, dass keine Technik da ist, die es ermöglicht die Festplatten auszulesen. Im Zweifel würde ich auch jemanden in die USA fahren lassen.”

Ähnlich fadenscheinig wie die vermeintliche Hilfslosigkeit gegenüber den eigenen Festplatten klingt auch die Begründung für den ganzen Schlamassel an sich. Die Daten seien “aus Versehen” eingesammelt worden. Ein Stück Software – 2006 geschrieben für ein experimentelles WiFi-Projekt – sei “unbeabsichtigt” und “unautorisiert” in die Street-View-Fahrzeuge gelangt, beschreibt Google-Manager Alan Eustace die Vorgeschichte. Kann man wirklich so schlampig sein? Diese Frage ist zu Googles Vertrauensfrage geworden.

In Hamburg wartet Johannes Caspar derweil weiter auf Fakten. Eine seiner zentralen Forderungen an den Konzern ist, dass Google “unseren Fragenkatalog vollständig beantwortet”. Der liegt seit 19. April in der Deutschlandzentrale in Hamburg, seit dem 11. Mai in überarbeiteter Form in den USA. Aber – das wissen wir ja jetzt – Google übersieht schon mal die ein oder andere Kleinigkeit.