Bello e impossibile: Die italienische IT
Ein Mann, eine Niederlage, ein Wort. Diese Woche nimmt Dietmar Müller wie versprochen die italienische ITK-Industrie unter die Lupe und erkennt: Eine miese IT-Industrie ist der Garant für Erfolg im Fußball.
Warum aber hat sich in Italien, anders als in den anderen großen europäischen Industrienationen wie Großbritannien, Deutschland oder auch Frankreich keine eigenständige IT-Industrie herausgebildet? Dies ist nicht zuletzt auf den typischerweise hohen Anteil an Klein- und Kleinstunternehmen mit einer hohen sozialen Vernetzung aber geringem Potential für kapitalintensive Innovationen zurückzuführen (Helmut Drüke, 2000). Man könnte also auch sagen: Der italienische Industrielle ist genauso wie der Italiener an und für sich von jeher auf Fußballmannschaftgröße fixiert. Ein unschätzbarer Vorteil gegenüber Deutschland mit seinem ausgeprägten Mittelstand jenseits der 11 Mitarbeiter-Grenze.
Apropos Vorteil: Die Schwäche der ITK-Industrie in Italien ist – wie könnte es anders sein – angesichts der aktuellen Krise auch ihr Vorteil: Die Informations- und Kommunikationstechnik musste im Verlauf des Jahres 2009 nur leichte Rückgänge hinnehmen, die zudem geringer als in anderen Branchen ausfielen. Die Ursache ist in dem relativ großen Nachholbedarf Italiens auf diesem Gebiet zu suchen (DeStatis, Berechnungen von Germany Trade & Invest 2010).
Auch bei Internetnutzung und Breitbandtechnik kann Italien im europäischen Vergleich nicht mithalten und wird in den nächsten Jahren verstärkt in moderne Kommunikationsnetze investieren müssen. Oder es wartet einfach, bis Österreich und die Schweiz ihre WiFi-Netze weit genug über Brenner und Gotthard hinaus ausgedehnt haben – weiter südlich als in der Po-Ebene findet sich eh keine nennenswerte Industrieansiedlung. Rom wird vom Petersdom aus mitversorgt. Entsprechend hat die Regierung Berlusconi die für 2009 bereitgestellten Mittel für den Ausbau des Breitbandnetzes zum Datenverkehr in Höhe von einer Milliarde Euro eingefroren. Angesichts neuer Sparpakete und der Hoffnung auf leistungsstarke Hotspots bei den nördlichen Nachbarn und im Vatikanstaat erscheint die künftige Freigabe unwahrscheinlich.
Eine solche Politik hat aber schlimme Folgen: Laut Network Readiness Index des World Economic Forum, der das Niveau des Einsatzes von Informationstechnologie in 134 Ländern misst, fällt Italien seit Jahren kontinuierlich zurück – von Platz 38 im Jahr 2007 auf 42 im Folgejahr und den 45. Platz im Jahr 2009. Mit Griechenland (Platz 55) nimmt es damit die letzten Ränge innerhalb der EU ein, mehr sag ich nicht. Beide liegen hinter Ländern wie Jordanien, Tunesien und Puerto Rico (Germany Trade and Invest, 2010). Das ist keine Häme, das ist eine Tatsache.
In der Fünfjahreswertung der UEFA dagegen zog Italien – beziehungsweise die Serie A – durch den Sieg von Inter Mailand in letzter Minute wieder an Deutschland und der Bundesliga vorbei. Impossibile! So gesehen ist eine schlechte IT-Industrie der Garant für sportlichen Erfolg eines Landes. Die USA beispielsweise haben daher noch nie in der Champions League mitgespielt. Oder so. Auch Japan ist die Fußballweltmeisterschaft in diesem Jahr kaum zuzutrauen, sagt auch deren Trainer. Dafür gilt Brasilien wieder einmal als Topkandidat, ähnlich wie Spanien.