Soziale Netzwerke: “Daten und Applikation trennen”
Die Nutzer sozialer Netzwerke sollten dafür sorgen, ihre Daten von der verwendeten Webapplikation zu trennen, sagt Rafael Laguna de la Vera, CEO des Groupware-Anbieters Open-Xchange. Das gebe den Anwendern mehr Freiheit.
silicon.de: Was schwebt Ihnen als Alternative vor?
Laguna: Der Schritt zurück zur digitalen Selbstbestimmung kann meiner Meinung nur über die autonome Datenhaltung führen. Die Nutzer müssen jederzeit die Möglichkeit haben, Kontaktdaten, E-Mails und Dokumente lokal oder auf einem Backup-Medium zu speichern und unabhängig vom entsprechenden Webservice zu nutzen. Dies entspricht nicht zuletzt auch den Anforderungen des Gesetzgebers an die Revisionssicherheit der elektronischen Daten, wie sie für jedes Unternehmen vorgeschrieben sind.
Ein weiteres, heute von Vielen noch nicht wahrgenommenes Problem ist die mangelnde Archivierbarkeit von Webservices wie Twitter und Skype. Denn wer garantiert heute, dass Tweets und Chats in fünf Jahren noch zugänglich sind?
silicon.de: Die Anwender sollen also aufpassen, dass sie mit ihren Daten wieder von einem Dienst wegkommen?
Laguna: Ja. Eine Lösung, die wir bei Open-Xchange gefunden haben, lautet ‘Mikroformats’. Mikroformats erzeugen getaggtes HTML, das von Maschinen und Menschen gelesen und verarbeitet werden kann. Mit entsprechenden Crawlern lassen sich damit beispielsweise die Adressen des eigenen Netzwerkes aus Xing oder LinkedIn extrahieren, in Open-Xchange importieren, und von dort auf das iPhone oder andere Smartphones übertragen.
Auch die Facebook-, Google Mail-, Yahoo-, Web.de– und GMX-Adressbücher können wir auf diese Weise in die Open-Xchange-Adressbücher aufnehmen. Open-Xchange stellt online Test-Accounts zur Verfügung, mit denen man diese Funktionen kostenlos ausprobieren kann. Unter oxmf.org ist dokumentiert, wie Adressen oder Dokumente getaggt werden, damit sie auch von anderen Applikationen verarbeitet werden können.