Das wäre das bessere Urheberrecht
“Ein Zeitalter ist weniger gekennzeichnet durch Ideen, die erörtert werden, als vielmehr durch Ideen, die stillschweigend als selbstverständlich vorausgesetzt werden.” Das sagt der US-Schriftsteller Jonathan Lethem und er meint damit das Urheberrecht. Im Band Copy.Right.Now! der Heinrich-Böll-Stiftung fordern Lethem und andere Autoren ein neues Urheberrecht für das 21. Jahrhundert.
Die Grundgedanken des Urheberrechts wurden demnach im 18. Jahrhundert entwickelt, die ersten regulative Ansätze entstammen dem 19. Jahrhundert. Zuletzt wurde das Urheberrecht in Deutschland 1966 grundlegend reformiert, so Kreutzer.
Dieses Recht basiere auf dem Grundgedanken des “geistigen Eigentums” und diene vor allem dazu, dem Urheber (beziehungsweise dem Rechteinhaber) die Kontrolle über sein Werk zuzuordnen. Werke im Sinne dieses Gesetzes seien nur “persönliche geistige Schöpfungen” (§ 2 Absatz 2 UrhG, der Werkbegriff).
Betrachte man dies im Lichte der Veränderungen in Technik und Gesellschaft, dränge sich jedoch der Verdacht auf, dass dieses Recht nicht mehr der Spiegel der Gesellschaft sei, sagt Kreutzer. Mit dem Aufkommen der Digitaltechnik hätten sich die Rahmenbedingungen für die Erschaffung kreativer Werke grundlegend geändert. So entfalte sich Kreativität heute zunehmend kollektiv.
“Das Netz und entsprechende Software … ermöglichen es, die kreative Schaffenskraft Tausender zu bündeln, um Open-Content-Projekte wie Wikipedia oder Open Source Software (wie Linux) zu großem Erfolg zu führen oder riesige Plattformen wie Flickr oder YouTube mit Leben zu füllen.”
Das aktuelle Konzept des Urheberrechts ignoriere diese Realität, so Kreutzer. Er schlägt ein neues Modell vor: “… ist es … erforderlich, sich von der Grundentscheidung zu verabschieden, dass das Urheberrecht nur dem Rechteinhaber und dem Schutz seiner ausschließlichen Rechtsposition dient.” Ein neues Urheberrecht müsse die Tatsache angemessen berücksichtigen, dass eine Schöpfung ohne eine Nutzung nicht möglich sei.