Mars-Experiment: 520 Tage in Isolation
Auf dem Mond waren Menschen schon, jetzt lockt der Mars. In einem Experiment simuliert die europäische Weltraumorganisation ESA
den Flug zum roten Planeten. Die Teilnehmer des Experimentes ‘Mars500’ müssen 520 Tage in einem engen Container ausharren.
Der Tagesablauf ist beim Mars-Experiment strikt durchorganisiert. Auch wenn die Schwerelosigkeit fehlt – die Tage während der bisher längsten simulierten Reise durchs Weltall sollen wie bei einer realen Mission mit Experimenten, gesundheitlichen Tests oder auch Wartungsarbeiten der Systeme gefüllt werden. Die Mahlzeiten sind vorgefertigt. Allerdings: Ab und an können die Kandidaten aus einem kleinen Gewächshaus Kräuter, Tomaten und Zwiebeln ernten, um ihr Essen aufzupeppen.
Ab 18.30 Uhr stand bei Knickels Studie immer die Freizeit an. Statt sich ins Zimmer zu verziehen, saßen die sechs Crewmitglieder jedoch oftmals bei Gesellschaftsspielen oder Computerspielen zusammen. Vor allem das engste Umfeld habe er aber vermisst, sagt der ehemalige Bewohner des Isolationscontainers. Es gibt zwar Kontakte mit der Außenwelt, jedoch über ein simuliertes Kontrollzentrum mit 20-minütiger Verspätung – schließlich würde auf einer Reise zum Mars der Funkverkehr zur Erde auch mit Zeitverzögerung funktionieren.
Menschen auf engem Raum, kaum Kontakt zur Außenwelt, verschiedene Nationen unter einem Dach – für den Wissenschaftler Dr. Bernd Johannes vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin sind dies alles spannende Voraussetzungen für seine Studien: “Eine schöne internationale Besatzung, mit allen Multi-Kulti-Problemen, die es so gibt.” Mit einem neuen, drahtlosen Messsystem, das erstmals während der 105-Tage-Studie getestet wurde, will Johannes die Gruppendynamik während der 520 Tage Isolation untersuchen.
“Die Kandidaten tragen einen ‘Satelliten’, einen Sensor, der feststellt, welche Satelliten der gleichen Bauart in der Nähe sind.” Das Gerät zeichnet auf, wer wie lange in wessen Nähe war. “Wer häufig nebeneinander hockt, kann sich leiden, wer sich selten begegnet, geht sich eher aus dem Weg.” Zwei Mal in der Woche tragen die Kandidaten die Sensoren. Nachts, wenn die Sensoren in der Ladestation stehen, werden die Daten abgerufen und zu einem Soziogramm verarbeitet, das die Intensität des Kontakts bildlich darstellt. “Wir hoffen, dass wir damit eine Methode haben, die das Beziehungsgefüge nicht beeinflusst.”