Bisher wurde das Verhältnis innerhalb einer Gruppe durch das Ausfüllen von Fragebögen und Rollenspielen untersucht. Allerdings: “Dabei haben die Mitglieder über das Beziehungsgefüge nachgedacht, und das hat oft Auswirkungen auf den zukünftigen Umgang miteinander.” Ein Vergleich dieser klassischen Mittel und der Messdaten von Johannes soll bessere Erkenntnisse zur Gruppendynamik liefern. Denn auf einer Langzeitmission ins All sind die Crew-Mitglieder auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen: “Ein U-Boot mit seiner Besatzung kann man zurückkommandieren, ein Raumfahrzeug nicht.”
Der Wissenschaftler lebte 1999 selbst 110 Tage in der Isolationsstation in dem Moskauer Institut. Damals wurde das Zusammenleben einer Crew auf der Raumstation ISS simuliert, deren Bau gerade begonnen hatte. Gelernt hat er dabei vor allem Toleranz, sagt er. Mit seinen Crew-Kollegen sei er heute noch befreundet. “Aber das ist nicht vorhersagbar. Das ist wie bei einer Ehe: Viele lieben sich und heiraten, aber ob die Ehe hält, weiß niemand.” Bei einer langen Reise zum Mars könne der Mangel an Reizen und Ressourcen dazu führen, dass die Gruppe nicht mehr harmoniere. “Meistens spitzen sich Sympathien und Antipathien zu.”
Weitere Experimente sollen über den Knochenstoffwechsel, die Blutdruckregulation und die Stärkung des Immunsystems durch Lebensmittelergänzungen Aufschluss geben. Oliver Knickel wird die Studie mit ein wenig Wehmut verfolgen: “Es ist immer ein Stück Nostalgie dabei, wenn ich sehe, wie sich die Experimente weiterentwickeln.” Damals war er einerseits froh, als der versiegelte Container nach 105 Tagen am 14. Juli 2009 wieder geöffnet wurde. Andererseits hätte er es sich auch gut vorstellen können, länger zu bleiben: “Das ist schon eine eigene kleine Welt.”
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