Eine Studie des Instituts Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen zeichnete bereits 2007 ein wenig schmeichelhaftes Bild von der Arbeitssituation in der IT-Branche, für die Projektarbeit charakteristisch ist.
An der Gültigkeit der Studie hat sich nichts geändert, im Angesicht einer noch immer anhalten Weltfinanz- und Wirtschaftskrise im Gegenteil: Trotz abwechslungsreicher Arbeit und Top-Bezahlung leiden IT-Fachkräfte bis zu viermal häufiger als der Durchschnitt der deutschen Beschäftigten unter Beschwerden wie chronischer Müdigkeit, Schlafstörungen und Magenbeschwerden. Stressphasen von mehr als acht Wochen Dauer führen der Studie zufolge zu einer Zunahme chronischer Erschöpfung, einem typischen Indikator für das Burnout-Syndrom. Einer Erhebung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg aus dem Jahr 2008 nach ist nur noch jeder dritte IT-Spezialist dem Druck am Arbeitsplatz gewachsen.
Lassen Sie es nicht so weit kommen. Besonderes Augenmerk sollten Sie als Verantwortlicher auf “eine zynische, abweisende Grundstimmung gegenüber Kollegen, Klienten und der eigenen Arbeit” legen. Und Hand aufs Herz: Ist dieser Zynismus nicht geradezu zum Markenzeichen von CIOs geworden? Bei meinem täglichen Umgang mit IT-Verantwortlichen in Deutschland, Österreich und der Schweiz stelle ich immer wieder eine sarkastische Sichtweise auf die IT, das Unternehmen, die Kollegen und die Wirtschaft per se fest. (Und wer wenn nicht ein Chefredakteur könnte diese Gefühle nachempfinden?) Wenn man ein Leben lang die zehn oben genannten Gründe für Burnout am eigenen Leibe erfährt, ohne aktiv gegensteuern zu können, bleibt Zynismus nicht aus.
Vor dem Zynismus kommt allerdings sein Gegenteil, nämlich das große Engagement für die Sache. Kommt man von der Uni frisch in den Job, ist man noch voller Freude bei der Sache. Spätere Beförderungen bis möglicherweise hinauf zum Posten des CIO motivieren immer wieder neu. Gerade dann arbeitet man nahezu pausenlos und verzichtet auf Erholungs- oder Entspannungsphasen.
Dadurch wiederum fühlt man sich unentbehrlich und vollkommen, was nicht selten dazu führt, dass man bei Kollegen aneckt. Sei es, weil diese nicht den gleichen Enthusiasmus an den Tag legen, sei es, weil sie als vermeintliche Bremser agieren oder weil man meint, es besser zu wissen als sie. Wie ein Bulldozer schiebt man “sein” Projekt an, bis die Widerstände schließlich übermächtig werden. Dann kippt der Enthusiasmus in Wut und schließlich Resignation. Letztere geht einher mit Erschöpfung und Müdigkeit, den klassischen Burnout-Syndromen.
Pathologisch wird der Burnout, wenn die Familie und der Partner unter den Verstimmungen des IT-lers leiden. Oft sind Trostspender wie Alkohol oder andere Drogen zur Hand, Depressionen stellen sich ein. Lassen Sie es erst gar nicht so weit kommen.
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Burnout (nicht nur) bei den IT CIO
Ein guter Beitrag. Trefflich beschrieben sind die Symptome von Burnout. Die Kollegen aus der IT-Abteilung finden sich garantiert wieder in der Arbeitsbeschreibung. Natürlich kennen auch andere Arbeitsbereiche in der IT-Branche sowie andere Berufe das Problem des Burnout. Als Endfünfziger kenne ich Burnout-Fälle aus allen Abteilungen. Die Ursachen sind stets gleich. Zu Viele (Chefs, Kollegen, Kunden) wollen gleichzeitig und zwar sofort Lösungen und Antworten. Mindestens vier Kanälen (Telefon, Mail, direkte Ansprache, schriftliche Arbeitsaufträge) sind zu bedienen.
Was mich allerdings auch an diesem Beitrag stört ist, dass die Lösung des Problems mal wieder auch noch dem Patienten ?Burnout-Betroffener? auf die Schulter geladen wird. ?Nimm Urlaub?, ?macht Entspannungsübungen?, ?Verbesere Dein Zeitmanagemaent?, ?Nimm nicht alles so ernst ? die Firma läuft auch mal ohne Dich?. Das ist alles gut gemeint und richtig. Aber selten realisierbar.
Was fehlt, sind die Schutzmaßnahmen der Unternehmen ? diese müssen mehr Verantwortung für ihre Mitarbeiter zeigen und mehr vorbeugende Maßnahmen gegen diese Berufskrankheit ergreifen. Wenn zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter landet, dann können diese nicht mehr Luft holen. Oftmals sind eben zu wenig Leute da, um die geforderten ?Reaktionszeiten? einhalten zu können. Vor allem, wenn dabei auch noch die hohen Qualitätsanforderungen erfüllt werden müssen.
Die Berufskrankheiten der Bergleute (sagen wir mal Staublunge) aus dem letzten Jahrhundert wurden auch nicht dadurch beseitigt, dass man diese hin und wieder mal ins Sauerland schickte, damit sie frische Luft in die Lungen bekommen. Erst die Installation entsprechender Belüftungsanlagen und einer Reduzierung der ?Untertag-Zeiten? brachte Linderung. Die Fahrt ins Sauerland war selbstverständlich zusätzlich notwendig.
StefanK
Burn out auch Modeerscheinung? Unternehmen müssen gegensteuern und Mitarbeiter müssen mitmachen
Der Artikel hat mir gut gefallen und ich schließe mich meinem Vorkommentator an: Diese Symptome kenne ich auch aus anderen Bereichen und Lösungen müssen gesamtheitlich hergestellt werden.
Allerdings: Ich bin mir nicht sicher, ob es heute nicht auch trendy ist, immer erreichbar zu sein, wichtig zu sein und sagen zu können: "Urlaub kann ich nicht nehmen, meine Firma / mein Chef braucht mich dringend."
Ich sehe einen Großteil der Verantwortung bei jedem Einzelnen: Lernt, Nein zu sagen, schafft Euch Freiräume und lernt mit Zeitautonomie umzugehen. Versucht es toll zu finden, in den Urlaub zu fahren und auch dazu zu stehen, dass es notwendig ist! Verlasst Unternehmen, in denen eindimensionale Ausrichtung auf Leistung vorherrscht und vermeintliches Heldentum durch "24/7-Jobbing" generiert wird.
Meine Erfahrung ist, dass viele Unternehmen, gerade in der IT-Branche, extrem flexibel sind und auf Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter eingehen.
Natürlich muss die Balance zwischen Leistung und Freizeit gegeben sein. Mein Unternehmen hat das Recht meine beste Leistung zu bekommen - auch gerne am Samstag oder Sonntag oder Nachts.
Aber ich kann erwarten, dass ich meine persönlichen Auszeiten dann genau so nehmen kann. Flexibilität ist keine Einbahnstraße.
Bei INFOnline versuchen wir diese "doppelte Flexibilität" zu leben. Das klappt nicht immer, aber über die Zeit immer besser.
Viel Erfolg und vielen Dank für den guten Artikel.
Grüße, Dirk Wippern
Problem erkannt
Vielerorts fehlt der IT-Abteilung - so banal es jetzt klingt - das Erfolgserlebnis. Niemand ist da und klopft den Jungs auf die Schulter, obwohl sie es eigentlich sind, die den Laden am Laufen halten. Niemand lobt sie, wenn eine komplizierte Migration perfekt geklappt hat. Die meisten merken es nicht einmal, weil die ITler - wie die Heinzelmännchen - ihren Job vornehmlich an Wochenenden oder mitten in der Nacht erledigen, um niemanden zu stören. Viele Verantwortliche stehen zudem auf dem Standpunkt "was man nicht sieht, ist nicht da". Daraus folgt dann oft die Frage "Was machen die eigentlich den ganzen Tag?". Es ist eben schwer einem Nicht-Informatiker als Vorgesetzten zu erklären, warum Systemupdates, Serverwartung, Firewall und Backups wichtig sind.