Projektmanager: Wenn Engländer mit Amerikanern über Fußball reden

silicon.de: Können Sie das konkret veranschaulichen?

Bockemühl: Stellen Sie sich einen Anwendungsentwickler vor, der sich im terminlichen Druck befindet und trotzdem noch einige unklare Spezifikationen vor sich liegen hat. Der sagt seinem Vorgesetzten vielleicht, dass er angesichts dieser Ungereimtheiten keine Chance sieht, seine Termine zu halten. Der nimmt diese Aussage dann und geht zu seinem Teamleiter, um ihm zu sagen, man stehe nicht ganz im Soll.

Weil der Teamleiter angesichts seines Termindrucks ausrastet, nennt erster das dann eben nur eine Verzögerung. Genau das kann dann Anlass für den Teamleiter sein, dem Projektmanager zu berichten, dass man zwar einige Herausforderungen zu bestehen habe, das Projektziel aber noch erreichen kann. Der Projektmanager will vielleicht den Auftraggeber nicht verunsichern und sagt dem erst einmal gar nichts. Schon steht man an einem Punkt, der einfach nicht passieren darf.

silicon.de: Sie plaudern aus dem Nähkästchen, oder?

Bockemühl: Ich will verdeutlichen, was ganz oft schief läuft, weil viele Menschen meinen, gute Kommunikation in einem Projekt bedeutet, dass sich keiner ärgern darf. Und das ist eine grandiose Fehleinschätzung. Ein gesundes Projektklima sollte auch einmal ein reinigendes Gewitter vertragen können. Insbesondere weil eben gilt, dass die Motivationen der Beteiligten unterschiedlich ausfallen können.

silicon.de: Kann man denn ein Auseinanderdriften nicht von vornherein vermeiden?

Bockemühl: Man kann ihm zumindest entgegenwirken, indem man bei den Meilensteinen und zentralen Schnittstellen ein beschränktes Vokabular oder auch eine einfache Symbolik etabliert, die keine Auslegung zulässt. Das können zum Beispiel Ampelsymbole oder ein einfache vordefinierter Projektstatus sein.

silicon.de: Läuft das nicht dem Gedanken, dass man alles möglichst genau dokumentieren soll, zuwider?

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Silicon-Redaktion

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