Bockemühl: Nein, denn ich sage ja nicht, dass man nicht sauber dokumentieren soll, sondern dass man an diesen kritischen Punkten eine Sprache einführt, die nicht missverstanden werden kann. Zudem zeigt es sich immer wieder, dass verbale Kommunikation klarer, schneller und direkter funktioniert als geschriebene.
silicon.de: Also keine Dokumentation ohne vorherige Absprache?
Bockemühl: Richtig. Das direkte Gespräch sollte immer die Grundlage für jede Dokumentation sein. Letztlich ist das schon deswegen naheliegend, weil ein einfaches Dokumentieren ein einseitiger Vorgang ist. Ein Senden ohne Empfangen also, das natürlich dem nächsten Missverständnis Vorschub leistet. Oft kann es auch notwendig sein, seine eigene Sprache näher zu bestimmen.
silicon.de: Was meinen Sie damit?
Bockemühl: Stellen Sie sich vor, ein Australier sagt einem Amerikaner, dass er einen Fußball haben möchte. Der antwortet: Kein Problem, damit beauftrage ich meinen Freund in England. Wenn der Engländer seinem Freund aus Amerika den Fußball liefert, sagt der wahrscheinlich: ‘Aber das habe ich nicht gewollt’ und beauftragt dann vielleicht einen Amerikaner, um den Ball zu bekommen. Wenn er den dann an seinen Kunden liefert, sagt der auch bestimmt: ‘Aber das habe ich nicht gewollt’. Alle drei sprechen dieselbe Sprache und benutzen dasselbe Wort. Wenn sie aber nicht beschreiben, was genau sie meinen, können sie trotzdem handfest aneinander vorbeireden.
silicon.de: Also kommen wir doch wieder zu der Binsenweisheit, dass ein Projekt mit einer sauberen Dokumentation steht und fällt?
Bockemühl: Wie wird denn eine Binsenweisheit eine Binsenweisheit? Doch wohl dadurch, dass sie ganz viel naheliegende Wahrheit enthält und genau so ist das doch auch hier. Allerdings darf man auch nicht vom Regen in die Traufe kommen. Denn wenn alle Beteiligten gegeneinander schreiben, statt miteinander zu reden, ist auch nichts gewonnen.
silicon.de: Drehen wir uns jetzt nicht ein bisschen im Kreis?
Bockemühl: Wenn ich böse wäre, würde ich sagen: Nein, Sie beginnen nur zu verstehen, wo die Herausforderungen im Alltag eines Projektmanagers liegen. Denn er muss genau diese latente Gefahr erkennen und beseitigen.
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