Vielleicht sind Mythen – wie eben die von der Cloud – nichts anderes als strategische Lügen der Marketingleute. Das würde bedeuten, dass die Marketingmanager tatsächlich schlaue Jungs sind und am Hebel des Zeitgeistes sitzen. Ich glaube aber vielmehr, dass gerade diese Menschen mit allen Zeitgeistwassern gewaschen sind, ihre Lügen daher kaum als solche erkennen können. Sie strudeln quasi unkontrolliert mit den Trends mit und stochern mit ihren Hebelchen wild in der Gegend herum, sind also Modeopfer per se. Schon demnächst werden sie voller Überzeugung wieder überdimensionierte Schulterpolster tragen. Oder Schlaghosen. Und dabei nicht bemerken, wie lächerlich sie damit aussehen.
Ich mein: Kann man sich dann überhaupt noch an etwas halten? Gibt es eine Sicherheit? Ich fürchte beinahe nein, mache mich damit aber der Sünde des Relativismus schuldig, die unser aller Kardinal Ratzinger schon zu mehreren Gelegenheiten gegeißelt hat. Er sieht darin gar die Diktatur des Zeitgeistes manifestiert. Was für viele erst recht ein Grund sein mag, daran festzuhalten. So hangeln wir uns denn von Lüge zu Lüge, relativ gesehen.
Ob, und wenn ja, was alles stimmt oder auch nicht, bleibt offen. Leider wird ja der Wahrheitsgehalt von modischen Lügen erst in einigen Jahren offenbar. Aber da ist man dann schon in den nächsten Unsinn verstrickt und erinnert sich kaum mehr an den von früher. Wie etwa tödliches Regenwasser oder unverkäufliche Tablets. C’est la vie, strudeln wir hald einfach mit. Etwas anderes bleibt uns auch in der IT eh nicht übrig.
Vuvuzelafreie Grüße – Dietmar Müller
Der Autor ist seit 2007 Chefredakteur von silicon.de. Zuvor war er viele Jahre u.a. bei ZDNet.de, der Computerwoche sowie für die Springer-Presse tätig. Beschimpfungen bitte an dietmar.mueller@cbs.com oder unten in die Kommentarfunktion.
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Danke!
Sehr geehrter Herr Müller,
ich möchte Ihnen auf diesem Wege für diesen Artikel danken! Es ist gar so, als ob Sie mir aus dem Herzen gesprochen hätten!
Ich vermisse etwas....
Netter Artikel, ziemlich auf den Punkt.
Leider vermisse ich bei Ihnen etwas den Optimismus, der aus Herrn Killers Artikeln sprach. Einfach nur alles schlechtreden ist leicht.
So wurde aus einer eigentlich gelungenen Glosse leider nur ein müdes Pamphlet gegen alles was da ist (obwohl ich bei der qualitativen Einordnung mit Ihnen konform gehe).
Ich habe das Vergnügen, Ihre Arbeit schon etwas länger verfolgen zu können, deshalb weiß ich: Das können Sie doch sicher besser.
Also "Auf auf", etwas Mut und ein fröhliches Lied gepfiffen und die Welt nicht mehr ganz so bierernst durch die Porschebrille gesehen. Übrigens fand ich Schulterpolster und Schlaghosen total funny :-)
Wie jetzt?
Hallo Herr Humer,
merci, allerdings: ich verbiesteter als Killer? Da müssen Sie was falsch verstanden haben... Genau wie das mit dem Bierernst.
:) Bussi aufs Bauchi - bester Gruß: dm
PS.: Und überhaupt fahr ich BMW!