Twitter-Unsinn bei der Bundespräsidentenwahl
Mit einem Appell an die Ehre der Abgeordneten hatten die Verantwortlichen diesmal versucht zu verhindern, dass frühzeitig Details zur Bundespräsidentenwahl in die Welt hinaus getwittert werden. Es half alles nichts. Das Gezwitscher ließ sich auch diesmal nicht unter Kontrolle halten – zu allem Überfluss wurde nichts als Unsinn gezwitschert.
Nachdem sich die Bundespräsidentenwahl nach dem ersten Wahlgang unerwartet zum Krimi entwickelt hatte, zwitscherten Twitter-Nutzer in den folgenden Stunden munter alle möglichen Gerüchte zum Ausgang in die Welt. Doch eine richtige Vorhersage – wie damals bei der Wahl von Horst Köhler – war nicht dabei. Für Aufregung sorgte vor allem ein gefälschter Twitter-Account der Schauspielerin und Wahlfrau Martina Gedeck.
Eine Viertelstunde bevor das Ergebnis des ersten Wahlgangs bekannt gegeben wurde, verkündete der vermeintliche Gedeck-Account, dass kein zweiter Wahlgang nötig sei. Eine glatte Fehlinformation, wie sich kurz darauf herausstellte. Gedeck ließ von ihrem Management mitteilen, dass sie gar keinen Twitter-Account habe, auch nicht wisse wie das gehe.
Über die Grünen, die die Schauspielerin in die Bundesversammlung entsandt hatten, ließ sie mitteilen: “Ich verwahre mich in aller Form gegen diesen Missbrauch meines Namens. Ich habe meinen Anwalt gebeten, rechtliche Schritte zu prüfen.”
Noch bevor der neue Bundespräsident gewählt war, stand fest, wer sich da einen Scherz erlaubt hatte. Der Chefredakteur der Satirezeitschrift Titanic gab die Fälschung des Twitter-Accounts noch gegen 18 Uhr zu. Gegenüber Spiegel Online sagte er, man habe dem “weichen Knödel Wulff” ein bisschen “scharfe Soße” beigeben wollen. Ihn freue vor allem das breite Medien-Echo auf die gefälschten Twitter-Nachrichten. Der Glaubwürdigkeit von Twitter haben er und andere Fälscher allerdings keinen Gefallen getan.