Brüderle will ELENA aussetzen

Seit ELENA auf der Welt war, machte sie ärger. Technisch und organisatorisch unausgereift, strapazierte der elektronische Entgeltnachweis die Nerven von Arbeitgebern und -nehmern, Behörden, Datenschützern und Softwareanbietern. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle will das Verfahren nun stoppen.

Der elektronische Entgeltnachweis wurde nahezu im Hauruck-Verfahren durchgesetzt. Die Zentrale Speicherstelle schien mehr schlecht als recht mit der neuen Aufgabe zurechtzukommen und auch die Informationen des Bundeswirtschaftsministeriums blieben an der Oberfläche. Um wenigstens ein paar der Probleme zu lösen, schlossen sich viele Softwarehäuser nach einiger Zeit zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen.

Wirtschaftsminister Brüderle kamen die ersten größeren Zweifel bereits im April. Damals überlegte er, ELENA für den Mittelstand auszusetzen. Kritiker wandten ein, dass das Durcheinander dadurch nur vergrößert werde und das erklärte Ziel – weniger Bürokratie – ad absurdum geführt werde.

Nun scheint Brüderle einen kompletten Rückzug vorzuziehen. Der Unterstützung der Datenschützer kann er sich sicher sein. Angesichts von 650 Feldern, die mit teils sensiblen Informationen wie Kündigungsgrund ausgefüllt werden müssen, hatten sie von Anfang an heftig protestiert. Der Bürgerrechtsverein FoeBud legte eine Verfassungsbeschwerde ein, die bundesweit mehr als 20.000 Menschen unterstützt wurde.

“Lückenloser können Informationen über einen Menschen nicht sein”, so Daniel Csillag, General Manager von Exact Software Deutschland im Gespräch mit silicon.de. Als vergleichsweise großer Spezialist auf dem Markt für Lohn- und Gehaltssoftware hat Exact Software ELENA und ihre Begleiterscheinungen gut verkraftet. Viele kleinere Anbieter, die 2009 geschwächt aus der Wirtschaftskrise kamen, gab die Einführung von ELENA Anfang 2010 den Rest. Sie verschwanden vom Markt.