Angesprochen auf den Begriff “Marktstandards”, der so viel Kritik hervorgerufen hat, präsentiert die Staatssekretärin eine interessante Erklärung: “Den Begriff Marktstandards wollen wir keineswegs im Sinne proprietärer Standards verstanden wissen.” Es gehe nur darum, dass die Behörden keine eigenen Standards entwickeln sollten, wenn am Markt schon andere existierten. “Der Begriff Marktstandards wird im IT-Staatsvertrag als Gegenbegriff zu den von der öffentlichen Verwaltung selbst entwickelten Standards genutzt und nicht als Gegenbegriff zu offenen Standards.”

Solche eindeutigen Aussagen wird nicht nur die deutsche Open-Source-Gemeinde zufrieden registrieren. Auch viele IT-Entscheider in der öffentlichen Verwaltung dürften beruhigt sein, dass sie sich offenbar nicht auf völlig neue politische Vorgaben einrichten müssen. Nach aller politischen Erfahrung bedeuten die Ausführungen allerdings nicht, dass auf absehbare Zeit keine neuen Angriffe aus einer rückwärtsgewandten Ecke zu erwarten seien. Sie gehören zur Demokratie ebenso wie die Wachsamkeit ihnen gegenüber.

Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in München.

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Silicon-Redaktion

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  • Geisterdiskussion
    Ob man mit Opemn Source oder proprietär nichts macht, ist letztlich egal. Wir können davon ausgehen, dass die öffentliche Hand jede Gelegenheit nutzen wird, nicht machen zu müssen. Entweder diskutiert sie über Signaturen und DE-MAIL, oder schiebt die Sicherheit vor oder sie diskutuiert in epichcer Breite proprietär vs. Open Source. Das Ergebnis ist immer das gleiche: ich kann dem Finanzamt kein E-Mail schicken, die schicken mir keine Bescheide per E-Mail, nichts. Obwohl vor 10 Jahren Brigitte Zypries dafür alles bereitstellen wollte.
    Aber gut, dass wir mal drüber gesprochen haben.

  • Fast eine Glosse?
    Also bei allem was rechts ist, konservative IT-Politik, Phrasendrescherei aus Brüssel und Berlin, soll man das wirklich ernst nehmen? Egal welche Farbe die derzeitigen Sprecher und -Innen auf ihrem politischen Mäntelchen haben, Ahnung von IT haben sie mit Sicherheit nicht.
    Gerade im Interview mit Abgeordneten auf regionaler, Landes- oder Bundesebene, zeigen sich erschreckende Defizite, selbst bei rudimentären Kenntnissen.
    Wer sich jedoch die Mühe macht, den Text des Kollegen Schmitz genau zu bewerten, wird sich über die vielen kleinen Stolperer der politisch Verantwortlichen freuen können.
    Klar läuft die OPEN-Gemeinde Amok, wenn sie das Wort proprietär vernimmt, aber, sie muss auch beachten, wer es verwendet.
    Meiner politischen Erfahrung nach, sind unsere Steuervernichtungsexperten froh, wenn nach ITK nicht weiter gefragt, sondern ihre stereotypen Lufthülsen so akzeptiert und abgedruckt werde. Traurig - aber wahr. DAS ist IT-Politik 2010! ;-)

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