Deutsche Security-Unternehmen haben Nachholbedarf
Gestern stellten wir die Frage: “Wer interessiert sich noch für Security?” Heute die Antwort: Jede Menge! Der IT-Sicherheitsmarkt gehört mit einem weltweiten Umsatzvolumen von rund 37 Milliarden Euro im Jahr 2009 und einer prognostizierten Wachstumsrate von durchschnittlich 13,4 Prozent jährlich zu den attraktivsten Zukunftsmärkten im Hochtechnologiesegment.
Der Sektor wird voraussichtlich bereits 2012 weltweit Umsätze von rund 54 Milliarden Euro generieren. An den überdurchschnittlichen Wachstumsraten der Branche hätten auch die Folgen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise wenig geändert. In Deutschland seien 2009 mit Sicherheitsprodukten und Dienstleistungen circa 2,75 Milliarden Euro erwirtschaftet worden. Damit sei der Standort ein im internationalen Vergleich kleinerer Teilmarkt und bleibt auch mit einem durchschnittlichen Wachstum von 10 Prozent pro Jahr etwas zurück.
Deutsche Anbieter für IT-Sicherheitssoftware und Dienstleistungen – nahezu ausschließlich kleine und mittlere Unternehmen – spielten bisher im globalen Kontext eine nachgeordnete Rolle. 80 Prozent der deutschen Marktteilnehmer in diesem Segment hätten weniger als 50 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von deutlich unter 100 Millionen Euro. Zudem seien in den Top 10 der IT-Sicherheitssoftware keine deutschen Firmen zu finden – weder auf dem weltweiten noch auf dem heimischen Markt.
Angesichts dieser Situation ergäben sich zahlreiche Handlungserfordernisse für diese Branche, aber auch für den Staat. Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie, die die internationale Strategieberatung Booz & Company im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie durchgeführt hat. Sie wird heute beim “Branchenforum IT-Sicherheit” in Berlin vorgestellt.
Die Informations- und Kommunikationstechnologie gehöre zur kritischen Infrastruktur und habe sich angesichts der zunehmenden Vernetzung vieler lebenswichtiger Systeme und ökonomischer Funktionen zu einem zentralen Nervensystem von Wirtschaft und Staat entwickelt. Vor diesem Hintergrund ergebe sich eine zentrale Aufgabe der IT-Sicherheit für die Wahrung der nationalen Sicherheit sowie für den Schutz von persönlichen und Unternehmensdaten.
“Unsere Studie zeigt, dass die deutsche IT-Sicherheitsbranche im Ausland eine hohe Reputation genießt. Ihre Technologie gilt als verlässlich und neutral. Daneben deckt sie aber auch strukturelle Schwächen des deutschen IT-Sicherheitsmarkts im internationalen Wettbewerb auf. Diese führen dazu, dass die Branche im internationalen Vergleich zurückfällt”, so Dr. Rainer Bernnat, IT-Sicherheitsexperte und Partner bei Booz & Company.