Prüfinstanz für ELENA & Co.

Mit den IT-Projekten der Behörden ist es eine Krux. Während TollCollect mit Ach und Krach umgesetzt wurde, scheiterte FISCUS. Mit dem elektronischen Entgeltnachweis ELENA steht das nächste öffentliche IT-Projekt auf der Kippe. Während Unternehmen das Moratorium für ELENA begrüßen, schlagen Wissenschaftler eine neutrale Prüfinstanz für IT-Projekte in der Verwaltung vor.

Laut Mertens sollten große IT-Projekte in der Verwaltung vor der Ausschreibung von einer unabhängigen Instanz überprüft werden. Diese Instanz solle nach dem Vorbild der Wirtschaftsprüfer als externer und neutraler Sachverständiger Risikoanalysen durchführen und für den ungünstigsten Fall (Worst-Case-Szenario) vorab kalkulieren, welche Konsequenzen ein Scheitern des IT-Projekts für Politik, Verwaltung und Steuerzahler nach sich ziehen könnte.

Professor Peter Mertens
Professor Peter Mertens
Foto: Universität Nürnberg-Erlangen

Mertens: “Das in der Verwaltung bislang vorwiegend praktizierte Zwei-Phasen-Verfahren bei Großprojekten – erstens Formulierung der politischen Ziele und Ausarbeitung eines Pflichtenheftes, zweitens die Umsetzung – reicht oft nicht aus.” Die Projektvorbereitung müsse um eine dritte Phase erweitert werden – die gründliche Prüfung des Vorhabens durch eine neutrale Instanz. “Diese Instanz könnte zumindest für grobe Fahrlässigkeit haften und sich dagegen per Berufshaftpflichtversicherung wappnen.”

Mertens plädierte zudem dafür, die Bezahlung der Projektleiter und der hochrangigen IT-Spezialisten in der Verwaltung der Vergütung in der Privatwirtschaft anzunähern, um auf dem Arbeitsmarkt attraktiver zu werden. “Wenn dadurch weniger Krisensituationen entstehen, zu deren Behebung sehr kostspielige Unternehmensberatungen als Feuerwehr gerufen werden müssen, könnte sich sogar insgesamt eine Ersparnis ergeben”, sagte er.

Zwar dürfe das Worst-Case-Szenario für Planung und Umsetzung von IT-Projekten nicht das alleinige oder dominierende Kriterium werden. Doch sollten die Zahlen darüber, wie sich ein Verzögern oder Scheitern des Projekts auswirken könnte, den Verantwortlichen in Parlament und Regierung vorliegen, bevor sie grünes Licht für den Projektstart geben.