Als aktuelle Informationen hauptsächlich noch über Print oder Fernseher verbreitet wurden, musste man sich um die Halbwertszeit einer Information kaum Gedanken machen. Nach einigen Wochen verschwand ein Artikel im Archiv und war somit für weite Teile der Bevölkerung nur mit erheblichem Aufwand wieder zu bekommen.
Heute werden Daten, Webseiten oder Informationen mehrfach gespiegelt und von Diensten wie dem Internet Archiv oder Google Cache gespeichert. Wer heute also private Daten einer Webseite löscht, kann sich nicht sicher sein, ob diese Informationen dann tatsächlich vollständig getilgt sind.
Saarbrücker Informatiker haben jetzt ein System entwickelt, mit dem jeder Computerlaie Dateien und Bilder mit einem Verfallsdatum versehen kann, bevor er diese ins Internet stellt. Dafür kombinieren die Forscher Verschlüsselungstechnik mit so genannten Captchas.
“Unser System sieht im Kern vor, dass man Daten, die jemand im Internet veröffentlichen möchte, erst verschlüsselt. Den Schlüssel, den man zum Lesen der Daten benötigt, legen wir auf mehreren Servern ab”, erklärt Michael Backes, Professor für Informationssicherheit und Kryptographie der Universität des Saarlandes. Diese Server könnten künftig von vertrauenswürdigen Organisationen zur Verfügung gestellt werden, so dass jeder Benutzer die Wahl habe, wo er seine Schlüssel lagern möchte. Werden die Daten auf den Webseiten abgerufen, muss der betreffende Rechner dafür erst den Schlüssel anfordern. “Diese Abfrage und die eigentliche Ver- und Entschlüsselung geschieht vollautomatisch im Hintergrund, ohne dass der Benutzer aktiv werden muss”, erläutert Backes.
Voraussetzung ist allerdings ein Add-on für einen der gängigen Internet-Browser. “Wer zum Beispiel sicher gehen will, dass ein Partybild im sozialen Netzwerk nach ein paar Monaten verschwindet, gibt einfach schon beim Hochladen des Fotos ein Verfallsdatum ein”, sagt Michael Backes. Der Server, auf dem die Schlüssel für die Daten gespeichert sind, merkt sich dieses Datum und löscht nach Ablauf der Frist alle herausgegebenen Schlüssel. Dadurch können die Daten auf den Webseiten nicht mehr aufgerufen werden.
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Praxistauglich?
Die Saar-Uni forschte schon bei anderen IT-Problemen über Jahre hinaus. Das ist gut für viele Forschungsgelder. Etwas Taugliches kam bislang nicht heraus.