Wie sicher ist De-Mail?
Die von der Bundesregierung als besonders sicher beworbene elektronische Post, die sogenannte De-Mail, weist nach Ansicht von Experten erhebliche Sicherheitslücken auf. Sie raten davon ab, die rechtsverbindliche E-Mail in ihrer jetzigen Form wie geplant im kommenden Jahr einzuführen, da die Daten nicht durchgängig verschlüsselt würden.
“Ich habe schwere Bedenken und bin gegen das De-Mail-Gesetz. Die Sicherheitslücken sind nicht zu übersehen”, sagte Thomas Lapp, Anwalt und IT-Experte der Bundesrechtsanwaltskammer gegenüber der Frankfurter Rundschau .
Laut Lapp ist zwar die Übertragung der De-Mails vom Nutzer zum zentralen Server der Anbieter sicher, jedoch würden die elektronischen Briefe dort aus technischen Gründen kurz ent- und wieder verschlüsselt. Bei der Weiterleitung an einen anderen De-Mail-Anbieter wiederholt sich dieser Vorgang. In diesen Momenten könnten Angreifer, die sich – wie in der Vergangenheit bereits geschehen – Zugang zum Server des Anbieters verschafft haben, Inhalte kopieren oder manipulieren.
Gert Metternich, Projektleiter der Telekom, bestätigte gegenüber der Zeitung, dass die Nachrichten kurz geöffnet werden: “Im De-Mail-System werden die Mails für den Bruchteil einer Sekunde auf den Servern der Provider entschlüsselt und sofort wieder verschlüsselt und dann weitergeschickt.” Dies geschehe auf Servern, die staatlich überprüften Sicherheitsstandards entsprächen und abgeschottet seien. “Insofern haben wir überhaupt keine Bedenken, dass die De-Mails nicht sicher sind.”
Lapp sieht das anders: Das System funktioniere wie ein Brief, der bis zu zweimal unterwegs geöffnet und in ein neues Kuvert gesteckt werde. “Das Versprechen, so sicher wie ein Brief zu sein, wird damit nicht eingehalten.” Auch Elmar Müller, Vorstandschef des Deutschen Verbands für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation (DVPT), der De-Mail eigentlich befürwortet, vertritt die Meinung, dass “diese Lücke dringend geschlossen werden muss”.