Wartungskosten vom Aussterben bedroht
Der zunehmende Trend zu On-Demand-Angeboten birgt für die großen Software-Anbieter einige unerwünschte Risiken und Nebenwirkungen. Ihnen könnten nach einer aktuellen Untersuchung von Bain & Company die Einnahmen aus Wartungskosten wegbrechen.
Inzwischen scheinen sich auch die Wettbewerbshüter für das Thema zu interessieren. Die EU-Kartellwächter in Brüssel haben kürzlich eine Untersuchung gegen IBM eingeleitet, die unter anderem klären soll, ob der Konzern bei Wartungsdiensten konkurrierende Anbieter diskriminiert. In dem Fall geht es zwar um Ersatzteile von Mainframe-Hardware – dennoch könnte er ein Zeichen dafür sein, dass die Aufsichtsbehörden einen entscheidenden Gedankenschritt getan haben.
“Wenn die Wettbewerbshüter in den USA und der EU davon ausgehen würden, dass der Wartungsmarkt unabhängig vom Softwaremarkt ist – dann wären sie vielleicht in der Lage ein entsprechendes Gesetz durchzusetzen”, sagte Gartner-Analyst Ed Thompson bereits im Herbst im Gespräch mit silicon.de “Es müsste regeln, dass diese zwei Märke, zwischen denen im Augenblick kein Wettbewerb stattfindet, aggressiver für Wartungsangebote von Drittanbietern geöffnet werden muss.”
Der Fall IBM zeigt, dass die ersten Kartellwächter den in der IT-Branche oft zwingenden Zusammenhang zwischen Produktverkäufer und Wartungsanbieter zu hinterfragen beginnen.
Manches wird sich aber auch ganz ohne Eingriff von außen regulieren: “Bedingt durch die Krise steigt das Risiko, dass viele ERP-Kunden ihre Gebühren neu verhandeln, Wartungsverträge nicht erneuern oder zu Drittanbietern wechseln möchten, die diesen Service für die Hälfte des Preises anbieten”, sagt Matthias Budde von Bain & Company. “Ein Preisverfall bei der Wartung um nur einen Prozentpunkt würde ERP-Anbieter weltweit etwa 750 Millionen Euro Umsatz und rund 300 Millionen Ertrag kosten.”