Guerilla-Paparazzi im Auftrag der IT
Was war los diese Woche? Eigentlich war’s fad, hätten sich nicht ausgerechnet zwei deutsche Vorzeigeunternehmen öffentlich gezofft. Nicht dass sie gegeneinander geschossen hätten, nein, die Kerle haben sich intern angefiest, gemobbt und rausgeekelt.
Das lässt mich über meinen Job in dem Spiel nachdenken: Wären wir bei silicon.de richtig schmutzige Wühler, also solche, wie meine Kollegen von der Bild-Zeitung früher in Berlin, dann würden wir uns auf Jost und Bauer (und all die übrigen Mitspieler) stürzen wie der Bussard auf die gesammelten Innereien. Vor dem Haus hinter dem Rhododendron lauern, bis einer der beiden das Gebäude verlässt und dann – zack – mit der Kamera mitten rein in die erst erschreckte und dann wutentbrannte Fresse. Kommt immer gut bei der Veröffentlichung, auch wenn man dann gelegentlich das Gesicht verpixeln muss. Beim dritten oder vierten Mal aber erst, versteht sich. Die Toten der Loveparad hat die Bild-Zeitung ja auch im Detail auf die Titelseite genommen, was sind dann schon lebende Vorstände?
Wen könnten wir auf diese Tour noch zur Strecke bringen? Deutschland hat sich mit Knallköpfen in der Führungsetage bislang eher zurückgehalten. Oder wollen wir wirklich Henning Kagermann ins Gesicht blitzen? Zur Überraschung würde es sicher reichen, aber mit professionalem Gleichmut zöge er dann weiter seines Weges. Vermute ich mal. Ich hab mal gesehen, wie er… nein, das darf man ja gar nicht sagen.
Wie anders jedenfalls würde da ein – sagen wir mal – Larry Ellison reagieren (der allerdings auch in die Jahre kommt und kaum mehr eine Zote reißt). Er würde uns bespucken, beißen oder treten, jedenfalls angemessen die Sau rauslassen. Wenn wir denn vorher nicht von seinen Leibwächtern eingemust worden wären.
Oder Ballmer, hach Ballmer! Ich konnte dich auch diesmal einfach nicht nicht erwähnen, Steve (B,nJ). Du würdest uns doch bestimmt heimleuchten, wenn wir dir überraschend ein kleines Foto aufs Auge drücken würden, oder? Bitte enttäusch uns nicht und hebel uns mal eben das eine oder andere Gliedmaß aus. Gib uns Tiernamen! Wir hätten es verdient!
Wie toll könnte es sein, wenn wir als journalistische Dschungelkämpfer im Silicon Valley unterwegs wären. Guerilla-Paparazzi im Auftrag der IT, sozusagen. Ehrlich: Hätte ich a) die Kohle, um eine Redaktionsmeute von sagenwirmal fünf Hardcore-Schmierfinken zu bezahlen, die den ganzen lieben Tag nur provokativ auf Fotosafari gingen, sowie b) wenigsten ein halbes Dutzend durchgeknallter Cheffes von wahnwitzigen IT-Unternehmen, ich würde die kommende Über-Publikation aus dem Boden stampfen. silicon.de gekreuzt mit der Super-Illu. Oder so. Aber leider hapert es an beiden. Zudem müsste ich c) eine Rechtsabteilung unterhalten, die quantitativ die Zahl der sonstigen Mitarbeiter um ein vielfaches übersteigen würde.