Dax-Unternehmen stehen besser da als vor der Krise
Blick über den Tellerrand: Nicht nur IT-Unternehmen wie Infineon, SAP oder Software AG, nein, die gesamte deutsche Wirtschaft brummt wieder. Offenbar hat sie die Wirtschaftskrise in einem weitaus besseren Zustand überstanden als gedacht.
So lag das Eigenkapital aller 30 Top-Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex Dax gelistet sind, am Ende des ersten Quartals 2010 mit insgesamt 524 Milliarden Euro um zwölf Prozent über dem entsprechenden Vorjahreswert, berichtet die WirtschaftsWoche. Das Blatt beruft sich dabei auf eine Analyse der Kapitalstrukturen der 30 Dax- und 50 MDax-Unternehmen, die das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte erstellt hat.
Selbst gegenüber dem Stand von März 2008, also vor der Krise, ergibt sich ein Zuwachs um drei Prozent. Das ist “ein starkes, überraschendes Ergebnis”, kommentierte Deloitte-Experte Thomas Reifert das Ergebnis der Studie. Von den 30 Dax-Werten konnten 25 ihr Eigenkapital seit dem Höhepunkt der Krise Anfang 2009 erhöhen. Auch gegenüber der Vorkrisenzeit Anfang 2008 stehen 17 der Großunternehmen heute mit stärkerer Substanz da. Etwas durchwachsener ist die Entwicklung der 50 MDax-Werte. Hier verbesserten sich 35 beziehungsweise 31 Unternehmen.
Laut WirtschaftsWoche zählen zu den substanzstärksten Dax-Werten Adidas, Bayer, Beiersdorf, Fresenius, Henkel, Linde und – halleluja – SAP. In der zweiten Reihe der MDax-Unternehmen stechen Fuchs Petrolub, Puma, Rational (Haushaltsgeräte) oder Rhön Klinikum hervor. Den stärksten Anstieg beim Eigenkapital verzeichnete jedoch ausgerechnet die Commerzbank, bei der allerdings der Staat mit Kapitalspritzen von insgesamt 18 Milliarden Euro einsprang.
Unter den Autowerten konnte allein Volkswagen die schweren Absatzeinbrüche in der Krise ohne Substanzverluste überstehen. Am schlechtesten schneiden bei der Kapitalanalyse die Banken ab. Dort liegt das echte Eigenkapital nach dem globalen Finanzmarktdebakel noch immer bei schwachen drei Prozent. Auf die von ihnen selbst genannten acht bis zehn Prozent kommen die deutschen Kreditinstitute nur unter Berücksichtigung stiller Einlagen, die wie Eigenkapital behandelt werden dürfen.
Hinsichtlich ihrer Finanzierung lautet eine der wichtigsten Konsequenzen der Realwirtschaft aus der Krise, mehr auf eigene Mittel und Alternativen zum Bankdarlehen zu setzen, sagte Deloitte-Finanzexperte Anastasios Mavridis der WirtschaftsWoche. Größere Unternehmen wie BMW versorgen sich verstärkt am Kapitalmarkt, ihre 2009 in Rekordhöhe begebenen Bonds fanden problemlos Käufer. Daneben gewinnen Factoring und Leasing, bei denen deutsche Firmen noch Nachholbedarf hätten, nach Einschätzung von Deloitte an Bedeutung.