Getrübte Zukunftsaussichten für Microsoft
Das Agieren von Microsoft verwirrt seine Marktbeobachter: Erst die Flops mit Windows Vista, dem Player Zune und dem Smartphone Kin, jetzt der Riesenerfolg mit Windows 7 – 175 Millionen verkaufte Lizenzen sprechen für sich. Doch die Analysten von Gartner sagen Ungemach voraus: Die IT-Ausgaben brechen ein. Das verheißt nichts Gutes für Office 2010 und das Servergeschäft.
Die Gartner-Analysten haben ihre Prognose für die weltweiten IT-Ausgaben in 2010 heruntergestuft: von einem Wachstum um 5,3 Prozent auf nur noch 3,9 Prozent. Am Jahresende erwarten die Auguren ein Ausgabenvolumen von immerhin 3350 Milliarden Dollar. “Der Grund für die Herabstufung ist die Abwertung des Euro und des Pfunds gegenüber dem Dollar”, erklärte Richard Gordon, Vice President für Marktforschung bei Gartner. “Die Stärkung des Dollars begann im zweiten Quartal und wird sich bis zum Jahresende fortsetzen – und so die Dollar-basierten Ausgaben nach unten drücken.”
Von noch größerer Bedeutung für Microsoft sind allerdings die Ausgaben von Unternehmen. Deren Wachstum fällt laut Gartner von 4,1 Prozent auf nur noch 2,9 Prozent. Gordon sagte der Seattle Times, dass der Grund dafür neben der Euro-Abwertung in der Zurückhaltung vieler Unternehmen liege: “Die Unternehmen horten ihre stark gestiegenen Einkünfte – und sie stellen kaum neues Personal ein.”
Für Microsoft, so Gordon weiter, bedeute dies eine Periode langsamen Wachstums in der zweiten Jahreshälfte und bis ins nächste Jahr hinein. “Die Kunden prüfen alternative Möglichkeiten, um mehr Nutzen aus ihrer IT-Investition herauszuholen.” Zu diesen Alternativen gehören Virtualisierung, Cloud Computing und SaaS, denn dies seien Antworten auf die Frage: “Wie können wir unsere Ausgaben besser kontrollieren?” Also scheint Microsoft mit der Cloud-Computing-Strategie, die Steve Ballmer im Juli nachdrücklich gegenüber den Partnern propagiert hat, auf dem richtigen Dampfer zu fahren. Wenn man denn an den Cloud-Hype glauben mag.
Doch die Prognosen verheißen nichts Gutes für den Verkauf von Office 2010. Microsoft positioniert das Office-System, zu dem auch Server gehören, ganz klar im Unternehmensbereich, während der Privatkunde im Low-End-Markt entweder zu webbasierter Software wie Office Live und Google Docs greift oder kostenlose Office-Pakete wie OpenOffice.org installiert.