“Wir begrüßen sehr, dass sich die Ärzteschaft inzwischen systematisch mit der Gesundheitstelematik auseinandersetzt”, sagt dazu Professor Dr. August-Wilhelm Scheer, Präsident des Branchenverbandes Bitkom. “Diese neue Sachlichkeit sollte nun auch in die Diskussion um die Gesundheitskarte einziehen.”
In der Vergangenheit hatten viele Mediziner Zweifel an der Datensicherheit bei der medizinischen Dokumentation geäußert. Durch das Anfang 2010 beschlossene Moratorium bei elektronischer Patientenakte und Rezept wird es die kritisierte Dokumentation nicht geben. “Vor diesem Hintergrund entwickelt sich die ohnehin fragwürdige Auseinandersetzung über einen angeblich mangelhaften Datenschutz bei der Gesundheitskarte immer mehr zu einer Phantomdiskussion”, so Scheer.
Scheer bedauert, dass die Versichertenkarte nun weniger Funktionen hat als ursprünglich geplant. So würde die Chance verpasst, das Gesundheitssystem durch Vernetzung wirtschaftlicher zu machen. Mit dem elektronischen Rezept hätten sich rund 10 Milliarden Euro Schaden vermeiden lassen, der Krankenhäusern, Versicherungen und Beihilfestellen jedes Jahr durch Abrechnungsbetrug entstehe.
“Aber auch in ihrer reduzierten Version macht die Karte das deutsche Gesundheitswesen effizienter”, so Scheer. Allein durch das Lichtbild und die damit verbundene Verringerung von Missbrauch könnten jedes Jahr bis zu 3 Milliarden Euro eingespart werden. Nach Schätzungen koste die Errichtung der Telematikinfrastruktur einmalig 1,7 Milliarden Euro sowie 120 bis 150 Millionen Euro Betriebskosten jährlich.
International gesehen nutzen zum Beispiel Österreich, Frankreich, Schweden und Dänemark Gesundheitskarten, die Schweiz hat sie Anfang 2010 eingeführt. US-Präsident Barack Obama hat die Einführung von elektronischen Patientenakten innerhalb seiner ersten Amtszeit angekündigt. Washington rechnet dadurch mit Einsparungen in Höhe von jährlich 70 Milliarden Dollar.
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