In einem Interview mit der “WirtschaftsWoche” sprach sich der FDP-Politiker dafür aus, “Zuwanderung in Qualität” zu organisieren. “Wir werden ohne Fachkräfte aus dem Ausland unseren Wohlstand nicht halten können.” So empfiehlt Brüderle, das für Zuwanderer erforderliche Mindesteinkommen deutlich abzusenken und die Prüfung, ob es für eine Tätigkeit deutsche Bewerber gibt, abzuschaffen. “Das wären zum Beispiel zwei Maßnahmen, die aus meiner Sicht sehr schnell positive Wirkung entfalten könnten.”
Niedrigere Einkommensgrenzen wären “in der Tat ein wichtiger Schritt. Bislang wird von Zuwanderern ja ein viel zu hohes Mindesteinkommen von 66.000 Euro gefordert. Das erreichen selbst Akademiker in den ersten Berufsjahren kaum.” Im vergangenen Jahr hätten weniger als 150 hoch qualifizierte Migranten eine unbegrenzte Niederlassungserlaubnis in Deutschland erhalten. Brüderle: “Wir verschenken da ein gewaltiges Potenzial.” Auch das Handwerk habe in manchen Branchen wachsenden Fachkräfte- und Nachwuchsbedarf, zum Beispiel Bäcker und Metzger.
“Meine Initiative ist nicht gegen deutsche Arbeitskräfte gerichtet, im Gegenteil”, so Brüderle weiter. Durch die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte würden die Beschäftigungschancen deutscher Arbeitnehmer sogar größer. “Eine Fachkraft, die wir aus dem Ausland gewinnen, kann manchmal mehrere Arbeitsplätze für Deutsche ermöglichen. Ausländische Fachkräfte sind also keine Konkurrenz für den deutschen Arbeitsmarkt, sondern komplementär. Deshalb wäre ein Punktesystem am besten, das sich klar an unseren nationalen Interessen ausrichtet.”
Dabei will sich der FDP-Minister an ausländischen Erfahrungen orientieren. “Kanada könnte ein gutes Vorbild sein. Dort sieht man sich genau an, in welchen Bereichen Bedarf an qualifizierten Zuwanderern besteht. Menschen mit diesen beruflichen Qualifikationen erhalten dann ein Maximum an Punkten, die eine unkomplizierte Zuwanderung möglich machen.”
Zuschüsse der öffentlichen Hand zur Anwerbung lehnt Brüderle allerdings ab. “Es darf keine staatliche Werbeprämie geben”, sagte der Minister der WirtschaftsWoche. “Aber warum sollen die Unternehmen das nicht im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter tun? Begehrten Arbeitnehmern wird doch auch der Umzug von Nord- nach Süddeutschland bezahlt.”
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