Selftracking: Business Intelligence für den eigenen Körper
Daten sammeln ist schwer in Mode dieser Tage – und das ist jetzt ausnahmsweise keine Anspielung auf Street View und Co. Schließlich ist Business Intelligence unter anderem laut Gartner für Firmen das Must-Have 2010. Bei Privatpersonen mutet es dagegen befremdlich an.
Beim so genannten “Selftracking” geht es um die Protokollierung persönlicher Details. Das heißt es werden pedantisch Zahlen aus dem Alltag gesammelt: Wie viel Kaffee trinke ich, wie viel Geld gebe ich fürs Kino aus, wie lange schlafe ich an Werk- beziehungsweise an Feiertagen.
Entstanden ist der Trend – es verwundert kaum – im Silicon Valley, Vorreiter ist eine Bewegung namens The Quantified Self. Sie findet immer mehr Anhänger, die sich zuletzt zu einem Informationsabend an der New York University zusammengefunden haben, um dort Erfahrungen und Methoden auszutauschen.
Anhänger der Bewegung sind nach einem Bericht der österreichischen Tageszeitung Der Standard meist zwischen 30 und 40 Jahre alt und teilen die Liebe zum Detail. Wobei Detail in diesem Fall nahezu gleichbedeutend ist mit Zahl.
Einer der Teilnehmer der Veranstaltung in New York misst beispielsweise konsequent 40 Variablen seines Alltagslebens, die er mittels selbstentworfener Diagramme auf seinem MacBook Pro visualisiert. Ohne seinen “Fitbit” geht er nie aus dem Haus. Der Sensor misst jede Körperaktivität von der Anzahl der Schritte bis zum Kalorienverbrauch. Der Mann hofft durch gezielte Selbstdigitalisierung Krankheiten zu erkennen, für die er erblich vorbelastet ist. “Meine Freunde nennen mich einen Geek”, gibt er zu, “aber ich glaube, dass ‘Selftracking’ irgendwann so normal sein wird wie Atmen.”
“Daten sind unsterblich wie alte Fotografien, sie erlauben dir, dein Leben zu jedem Zeitpunkt Revue passieren zu lassen”, schwärmt ein anderer Teilnehmer. Einmal im Monat treffen sich die Quantified-Self-Jünger, um die neuesten Tracking- und Analyse-Tools zu besprechen.
Diese sind angeblich auch das Geheimnis für mehr Zufriedenheit. “Früher fühlte ich mich abends oft unzufrieden”, erzählt eine der Teilnehmerinnen, “dem war nur so, weil ich mich nicht mehr an die guten Dinge erinnerte, die tagsüber passiert waren.” Da hätte jetzt auch ein bisschen Gedächtnistraining geholfen.