Es begann mit der Lochkarte: 120 Jahre Datenverarbeitung bei IBM

Die Datenverarbeitung blickt mittlerweile auf 120 Jahre harter Entwicklungsarbeit zurück. Dies ist in Deutschland kaum besser nachzuvollziehen als im “Haus zur Geschichte der IBM-Datenverarbeitung”, das in Sindelfingen für Besucher offensteht.

Das Böblinger Entwicklungslabor

Nicht nur in den USA lässt Big Blue eifrig entwickeln, sondern bis heute auch in seinem Europäischen Entwicklungslabor in Böblingen. Hier wurde beispielsweise Anfang der sechziger Jahre eine radikal neue Architektur erfunden, die im System 370 und seinen Nachfolgern sowie in den Großrechnern der z-Serie umgesetzt wurde. Auf einmal hatten IBM-Rechner richtige Monitore und Tastaturen sowie erstmals einen virtuellen Speicher – den Urvater der Virtualisierung. Wer’s nicht glaubt, wird von Rolf Ziegler eines Besseren belehrt. Und Max Briner demonstriert in schweißtreibender Arbeit, wie der Vorgänger der 370er, nämlich das System 360, noch mit Lochkarten gefüttert wurde.

Ahnen der Personal Computer

Die Ausstellung im “Haus zur Geschichte der IBM Datenverarbeitung” umfasst neben den Rechen- und Speichersystemen auch eine beinahe komplette Sammlung von Schreibmaschinen und Diktiergeräten der IBM-Textverarbeitung sowie Waagen, Stempel- und Stechuhren und eine Sammlung von IBM-PCs.

Die Ahnenreihe des Personal Computers ist derart lang, dass man sich fragt, ob nicht doch irgendwelche Außerirdischen dabei ihre Finger im Spiel hatten, dass es überhaupt einen PC gab. Damals begann die lange Zusammenarbeit zwischen Big Blue und dem Wintel-Imperium aus Microsoft und Intel. Und wenn man sich die Frisuren, die die Microsoft-Gründer Bill Gates und Paul Allen anno 1974 trugen, genauer ansieht, erscheint der Gedanke an die Außerirdischen gar nicht so abwegig.

Blick zurück und voraus

Der Besucher verlässt das “Haus zur Geschichte der IBM Datenverarbeitung” mit dem Gefühl, seinen heimischen PC nun wie einen alten Bekannten wiederzusehen. Er mag zwar einer aussterbenden Spezies angehören und schon bald durch Smartphones und Netbooks abgelöst sein, doch seine großen Brüder in den Kellern von Banken, Börsen und Versicherungen ist wahrscheinlich ein langes Leben beschieden. Vielleicht sogar so lang wie den Systemen, die Herman Hollerith und IBM erfanden.