Mark Hurd wird Kronprinz bei Oracle
Für nicht wenige Manager bedeutet das Bekanntwerden pikanter Details aus dem Privatleben – egal wie viel Wahrheit darin steckt – das unvermeidliche Karriere-Aus. Nicht so für Mark Hurd. Kaum bei HP gefeuert, übernimmt er eine Spitzenposition bei Oracle.
Ein weiterer Blick auf das Börsenparkett zeigt, dass nicht nur Larry Ellison sondern auch die Investoren große Stücke auf Mark Hurd setzen. Nachdem Oracle angekündigt hatte, den Manager an Bord zu holen, schoss die Aktie des Unternehmens um über sieben Prozent in die Höhe.
Sowohl die Anleger als auch Hurds neuer Chef Larry Ellison erwarten dafür viel. Hurds Aufgabe wird es voraussichtlich sein, die zahlreichen jüngeren Akquisitionen Ellisons (Siebel, Peoplesoft und Sun Microsystems) zu einem stimmigen Portfolio aus Hardware, Software und Cloud-Services zusammenzuschweißen und damit weg von der Datenbank-Nische zu kommen. Ellison hatte bereits im Vorfeld von Hurds Wechsel klar gemacht, dass er für Oracle eine ähnliche Zukunft sieht, wie für HP. Also einen Konzern mit einem integrierten Angebot aus Hardware und Software.
Hurd hatte sich im Laufe seiner Karriere bei HP das Attribut des “Costkillers” erarbeitet und massive Sparprogramme durchgesetzt. In seinen Jahren als Chef stellte er den Konzern zudem breiter auf mit einem starken Servicegeschäft, um so die Abhängigkeit von Druckern und Computern zu verringern, deren Preise jedes Jahr weiter fallen.
Gerade wegen seiner Erfolge hatte die Mitteilung von Hurds Rücktritt die Geschäftswelt völlig überrascht. Hintergrund waren Vorwürfe, wonach der 53-jährigen zweifachen Familienvater, Spesenabrechnungen fingiert habe, um eine “enge persönliche Beziehung” zu einer Frau zu verschleiern. Die 50-jährige Jodie Fisher hatte das HP-Direktorium im Juni darüber informiert, dass Hurd sie sexuell belästigt habe. Eine interne Untersuchung bestätigte dies nicht.