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Diebkopierer und Facebook-Entfreunder

In der KW 36 haben wir zum ersten Mal mit den Kollegen in USA und Großbritannien zusammen eine CIO-Befragung durchgeführt und erstaunlicherweise haben sich diesmal die ansonsten eher als vorsichtig und zurückhaltend verschrienen Deutschen als Optimisten geoutet: Ja, unsere IT-Abteilungen werden in den nächsten fünf Jahren wachsen. Davon sind unsere Juroren und IT-Experten im Gegensatz zu den Kollegen in Übersee überzeugt.

Das ist doch auch mal was, nämlich eine gute Nachricht. Ob das IT-Budget aber auch einen Gaming-Boliden für 17.000 Dollar abdeckt, darf hingegen bezweifelt werden. Was hingegen gesichert ist, ist dass auf diesem Superrechner kein XP mehr laufen wird. Denn ab dem 22. Oktober ist endgültig Schluss mit Downgraden.

Eine Ära geht zu Ende. Kein XP mehr? Das wäre ja fast so, als würden Sony, EMI und wie sie alle heißen, die CD abschaffen. Die CD, die in der Tagesschau vom 22.08.1982 noch einen eigenen Beitrag wert war. CDs – im Übrigen – werden nicht raubkopiert, wie ein kritischer silicon.de-Leser völlig richtig anmerkt.

Denn Raub ist laut Wikipedia: “Die Wegnahme einer fremden beweglichen Sache mittels Gewalt gegen eine Person oder unter Androhung einer gegenwärtigen Gefahr für Leib und Leben mit der Absicht, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen. Es handelt sich damit um einen Diebstahl unter Anwendung eines qualifizierten Nötigungsmittels, also Personengewalt oder Drohung mit einer Gefahr für Leib/Leben”. Wer aber – außer meinem Geldbeutel – nötigt mich qualifiziert zur illegalen Kopie? Daher müssen wir also künftig von Diebkopien sprechen. Das nur am Rande.

Vom Rande zurück zu XP. Kein XP mehr, das ist auch fast so, als würde es keine Laptops mehr geben. Einen der ersten seiner Art wurde auf der CeBIT 1987 vorgestellt. Wenn es aber nach SAP geht, dann wird der Laptop tatsächlich schon bald Geschichte sein. Denn wer heute bei SAP wichtig sein will, und das auch in der Außenwirkung gegenüber seinen Kollegen unterstreichen will, der braucht, na klar! einen iPad!

Vielleicht programmieren die Entwickler in Walldorf ja auch gerade an einer App, die wieder Ordnung in das babylonische Produktnamengewirr bringt, das, wie die Marktforscher von Gartner behaupten, sogar den SAP-Mitarbeitern manchmal zum Verhängnis wird. Was passiert eigentlich, wenn auf dem iPad nichts mehr geht? Gibt es dann auch einen Blue Screen of Death wie auf den guten alten XP- und Windows-7-Rechnern?

Etwas blauäugig ist auf jeden Fall das HP-Board, das den freundlicherweise zurückgetretenen Ex-Chef Mark Hurd wegen Geheimnisdiebstahls oder Geheimnisraubs an den neuen Arbeitgeber Oracle verklagen will. Völlig klar, dass Larry Ellison da rot sieht, wenn sein alter Kumpel Hurd, den er ja jetzt auf der Payrole hat, auf diese Weise angegriffen wird. Schließlich zahlt er ihm ja auch ein Grundgehalt von 950.000 Dollar im Jahr. Eher ein Pappenstiel, wenn man sich vor Augen führt, wie hoch die Abfindung ist, die Hurd kassiert und wie viel Geld Hurd als CEO bei HP gescheffelt hat. Aber bevor er alleine zu Hause oder im Luxushotel diniert, kann er auch schnell mal den Co-President bei Oracle machen.

So zeigt es sich, dass auch im Zeitalter von Facebook, sich alte Bande nicht medienbruchfrei deinstallieren lassen. Geschlossen sind diese auf jeden Fall schneller als ein Windows-Betriebssystem der alten Schule installiert ist. Schwieriger wird es aber, wenn man sich dieser Verbindungen wieder entledigen will. Studien belegen, dass auch in Zeiten, in denen sich virtuelle ‘Freundschaften’ mit einem Klick beenden lassen, immer noch Gefühle im Spiel sind, fast so als müsste man sich vom geliebten XP verabschieden. Ich persönlich bevorzuge die Hide-Funktion. Da bleibt das emotionale Erregungsmuster beim Opfer auf neutralem Level (die betreffende Person bekommt nämlich gar nichts mit davon) und ich hab dennoch ungeliebte Farmville-Anfragen hinter mir gelassen. Die CD haben wir ja schon hinter uns gelassen. Bei mir zu Hause, da läuft alles noch mit Windows XP und wenn Microsoft mich lässt, wird das auch noch eine Weile so bleiben. Schließlich kaufe ich mir manchmal auch noch eine CD, heimlich. Aber auch nur aus einem Grund: Die ist nämlich in der physischen Ausgabe meist billiger als der Download bei iTunes. Billiger ist nur die ‘Diebkopie’ und die kann einen teuer zu stehen kommen.

In diesem Sinne, herzliche Grüße von Ihrem silicon.de-Team

Silicon-Redaktion

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  • Richtig, aber falsch
    Zitat aus dem Artikel:
    "Wer aber, außer meinem Geldbeutel nötigt mich qualifiziert zur illegalen Kopie? Daher müssen wir also künftig von Diebkopien sprechen."

    Der, der den Raub durchführt, wird nicht mit Gewalt genötigt. Sondern der, der beraubt wird.

    Wenn schon klugscheißen, dann bitte richtig. :)

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