Die unbekannten Treiber des Cloud-Hypes

silicon.de: Deutschland gilt aktuell als Konjunktur-Lokomotive Europas – gilt das auch für die IT-Branche?

Martin Gutberlet: Was wir im täglichen Gespräch mit unseren Kunden hören ist vor allem, dass die Zeiten des radikalen Sparens vorbei sind. Vielmehr geht es um die Einführung von Innovationen, das Life Cycle Management von Applikationen und um die Anpassung der entsprechenden IT-Strategie. Mit Kostenreduktion hat das alles nicht mehr viel zu tun. Im Wesentlichen geht es darum, die IT produktiver zu gestalten. Das alles lässt uns zu dem Schluss kommen, dass es der Industrie definitiv wieder besser geht.

Gerade die deutschen Unternehmen haben zuletzt sehr gute Quartalszahlen auf den Tisch gelegt. Sie werfen relativ große Gewinne ab und der Exportmotor funktioniert gut – in so einer Situation investieren Unternehmen wieder in IT.

silicon.de: In welche Bereiche fließt das Geld?

Martin Gutberlet: Ausgelöst durch die Finanzkrise haben sehr viele Unternehmen Kosten reduziert. Viele hatten dabei die Infrastruktur und damit die Hardware im Blick. Hier lässt sich vor allem durch den Einsatz von Virtualisierung Geld sparen – das haben die Unternehmen auf sehr breiter Front 2009 gemacht. Ist dieser Prozess abgeschlossen, gibt es für IT-Abteilungen noch zwei Dinge zu tun: Das Management von Outsourcing-Partnern und das der geschäftskritischen Applikationen. Genau das passiert gerade in vielen Unternehmen.

silicon.de: Sie sprechen von Virtualisierung und Outsourcing – was ist mit dem Trendthema Cloud Computing?

Martin Gutberlet: Cloud Computing ist ohne Zweifel das absolute Nummer-Eins-Hype-Thema nicht nur in Deutschland. Das Interessante ist allerdings, dass viele Anwender Cloud sagen, aber die Virtualisierung von Rechenzentren meinen. Cloud Computing geht einen Schritt weiter als die reine Virtualisierung und meint ein SaaS-Prinzip, das skalierbar und elastisch sein muss.

Skalierbar heißt, ich habe eine Plattform, die sich nach Bedarf vergrößern lässt – wie man das macht, hat die IT-Industrie schon lange verstanden. Elastisch ist dagegen eine schwierige Sache und bis heute haben das Prinzip noch nicht alle komplett verstanden und in ihr Geschäftsmodell übernommen. Elastisch heißt: Heute brauche ich 500 Zugänge, morgen 1500 und übermorgen nur noch 200. Dementsprechend muss diese Dienstleistung nach Bedarf zur Verfügung gestellt werden und das gibt es auf dem Markt bislang so gut wie nicht.

Deshalb machen die meisten Firmen, wenn man genau nachfragt, Rechenzentrums-Virtualisierung. Manchmal werden einzelne Applikationen ausgelagert, beispielsweise das E-Mail-System an Google Mail. Das ist de facto eine Cloud-Applikation, es gibt aber ganz wenige Unternehmen, die das tatsächlich machen.

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Silicon-Redaktion

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