Eine Ansicht, die offenbar auch SAP-Co-CEO Jim Hagemann Snabe teilt. “Innovation zusammen mit den Anwendern” lautet das neue Rezept für die Entwicklungsabteilungen, wie Snabe auf seiner Keynote auf der Jahrestagung erklärt. Dabei ist natürlich auch die Vorarbeit der einzelnen Arbeitskreise der DSAG entscheidend. Denn dort werden Anwender-Wünsche gesammelt, systematisiert und vor allem priorisiert, um sie dann an SAP weiterzuleiten.
Gemäß dem Motto der Jahrestagung “Lösungen von der Vision zur Umsetzung” dringt die DSAG in SAP, bei der Innovation vor allem einen schnellen und spürbaren Nutzen bei den Anwendern im Vordergrund zu haben. Doch hier sieht sich SAP in einem Dilemma: “Gebt uns Innovationen, aber stört dabei unsere Systeme nicht”, klagt Snabe. Es sei auch für SAP nicht immer leicht, einen Mittelweg zu finden und nicht immer würden Neuerungen dann auch den Erwartungen aller Anwender entsprechen.
Doch es sind nicht nur die großen Veränderungen und strategischen Neuausrichtungen, die DSAG und SAP künftig gemeinsam vorantreiben wollen. Unter dem Namen Continous Improvement werden im DSAG-Ressort ‘Prozesse’ kleinere Anpassungen für Usbaility oder in der Oberfläche der SAP vorgetragen. “Wir haben auf einen Refresh-Button im Browser insgesamt 6 Jahre gewartet”, beschwert sich Liebstückel. In der technischen Umsetzung seien es jedoch nur wenige Code-Zeilen gewesen, die SAP hätte beisteuern müssen.
Solche kleinen Verbesserungen am Rande will SAP abseits der großen Enhancement Packages in kleineren Mini-Updates abfeiern. Wichtig dabei sei aber, so betont Liebstückel, dass die Anwender keine Tests durchführen müssen und keinen großen Aufwand haben, denn sonst wäre die Idee des Continous Improvements nicht mehr gewährleistet.
Lob für SAP gab es von der DSAG in Punkto Software-Qualität. Diese habe sich seit dem vergangenen Jahr spürbar verbessert. Doch die höhere Qualität müssen einige SAP-Anwender auch mit Geduld erkaufen. Denn mit Qualitäts-Tests begründet SAP jetzt die Verschiebung des fünften Enhancement Packages (EhP) für die Business Suite. “Das sehen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge”, kommentiert Liebstückel im Gespräch mit silicon.de. Es sei zwar schade, dass man noch länger auf die neuen Funktionalitäten warten müsse, doch sei es erfreulich, dass SAP so hohe Ansprüche an die Qualität stelle.
“Wir lassen derzeit 600 verschiedenen Szenarien von Anwendern Testen”, erklärte Snabe vor den rund 3500 Besuchern der Tagung. Und bevor nicht alle diese Szenarien fehlerfrei laufen, “verlässt die Software unser Haus nicht”. Snabe, der die Vision verfolgt, in den nächsten Jahren 1 Milliarde SAP-Nutzer zu erreichen, verspricht jedoch bis Dezember das Enhancement Packet verfügbar zu machen. Diese Nutzerzahlen will er über mobile Geräte erreichen. Um für die Sicherheit von mobilen SAP-Anwendungen zu sorgen, habe man unter anderem Sybase gekauft. Anwendern, die sich bereits in Netweaver Mobile engagiert haben, sicherten sowohl Snabe als auch der für die DACH-Region bei SAP verantwortliche Michael Kleinemeier Investitionsschutz zu. “Ich sehe die Integration von Sybase eher als eine neue Version von Netweaver Mobile, als neues Produkt”, so Snabe. Doch für einige Kunden, die viel selbst gebaut haben, könnte die Integration “disruptive” werden. Allerdings seien durch die neuen Technologien viele Anpassungen der Kunden auch nicht mehr nötig.
Der Kritik der DSAG an der Business Suite, kein durchgängiges Datenmodell und keine vereinheitlichte Architektur und kein durchgängiges Userinterface zu haben, kontert Snabe: “Wir haben bei der Business Suite nicht immer ein durchgängiges Datenmodell, aber wir haben für eine Lösung dieser Größenordnung noch immer das beste am Markt.” In dieser Hinsicht sei auch vom im Dezember anstehenden EhP noch einiges zu erwarten, stellt Snabe in Aussicht. Damit käme SAP auch einer weiteren Forderung der DSAG nach. “Wir müssen zurück zu möglichst einfachen Landschaften”, fordert Liebstückel.
Komplexität ist eines der wichtigsten Themen auf der SAP-Agenda der CIOs. Und diese Komplexität stört in der Preisliste, in den Anwendung aber auch im Solution Manager, dessen Nutzen sich für viele Anwender offenbar nicht erschließt. Zwei anonymisierte Zitate von Anwendern machen das deutlich: “Der Aufwand, die Support-Prozesse anzupassen und den SAP Solution Manager zu implementieren, ist zu hoch. Wir haben andere Prioritäten.” Oder auch: “Wir haben es aufgegeben, SAP Solution Manager unternehmensintern auszurollen! Der SAP Solution Manager deckt nicht alle IT-Prozesse ab.” Dieses Auseinanderklaffen der Vorstellungen SAPs für den Solution Manager, der sozusagen als Meta-System über eine SAP-Landschaft wachen soll, und der Umsetzung bei den Kunden, will die DSAG in der Get-Well-Initiative angehen. Neben Schulungen für Anwender soll aber auch gezielt auf die Entwicklung bei SAP Einfluss genommen werden.
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