Ellison enttäuscht die OpenWorld-Besucher
Normalerweise sind Larry Ellisons Abschluss-Keynotes immer der Höhepunkt der OpenWorld, auf denen der Oracle-CEO stets für die eine oder andere interessante Überraschung gut ist. Doch dieses Mal war alles ganz anders. Aus San Francisco berichtet silicon.de-Korrespondent Harald Weiss.
Dass Oracles, beziehungsweise Suns, Hardware derzeit zu den leistungsfähigsten gehört, ist unbestritten – doch so ein Triumph hat in der IT-Welt bekanntermaßen eine extrem kurze Halbwertzeit. Das Besondere an der Oracle-Hardware sei laut Ellison aber nicht die Leistung, sondern vor allem die Abstimmung von Hardware und Software. “Engineered to Work Together” (Konstruiert um zusammenzuarbeiten) war das Motto der diesjährigen Veranstaltung, auf das Ellison immer wieder hinwies. Doch mit Blick auf die kurze Zeit, die Sun erst zu Oracle gehört, hätte das Motto wohl besser heißen müssen: “Acquired to Boost Revenue” (Akquiriert um den Umsatz zu steigern), denn nur wenige Tage vor der OpenWorld hatte Oracle sehr gute Geschäftsergebnisse berichtet.
Ellison vergleicht inzwischen die Philosophie des Oracle Produktangebotes mit der von Apple, da beide ein besonders konsequentes End-to-End-Konzept verfolgen. Doch da vergleicht er Äpfel mit Birnen. Die Business-IT-Welt besteht überall aus einem Gemischtgarten an unterschiedlichsten Systemen. Kein Anwender kann es sich heute leisten, alles rauszuwerfen, um es dann durch Oracle – und einer entsprechenden Single-Source-Abhängigkeit – zu ersetzen.
Einen breiten Raum widmete Ellison danach der Konkurrenz, der er veraltete Konzepte (Salesforce), schwache Performance (IBM, EMC, Teradata) und technologisch/strategische Fehlentwicklungen vorwarf (SAP). Doch die Argumente dafür waren an den Haaren herbeigezogen oder total widersprüchlich. SAP warf er vor, dass deren Anstrengungen im Bereich Business-Process-Automation gar nicht so wichtig seien. Viel wichtiger sei Business Intelligence, um schneller zu smarteren Entscheidungen zu kommen. Doch das weiß man bei SAP schon lange, schließlich war genau das der Grund, weshalb man Business Objects gekauft hat und weshalb man diesen Anwendungsbereich in den letzten anderthalb Jahren so massiv in den Vordergrund gerückt hat.
Schließlich gab es dann seine lang erwarteten Kommentare über die Fusion Apps. Doch außer dem neuen Termin (erstes Quartal 2011, mit eingeschränktem Funktionsumfang) gab es nichts Neues, beziehungsweise wurde es jetzt nur anders dargestellt. So lobte Ellison, dass die gesamte neue ERP-Suite auf einer “Standard-basierten Java-Middleware” aufsetzt, doch dieser “Standard” entpuppte sich als Oracles Fusion Middleware und ist damit genauso proprietär, wie die Middleware der Konkurrenz.