Europa ist beim Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur deutlich ins Hintertreffen geraten: Nur sechs von 100 europäischen Haushalten hatten Ende 2009 die Möglichkeit, ein Glasfasernetz zu nutzen. In den führenden Ländern Asiens wie etwa Korea liegt diese Quote bei über 40 Prozent, in Japan immer noch bei über 30 Prozent.
“Die meisten EU-Länder liegen beim Ausbau des Glasfasernetzes im internationalen Vergleich sieben Jahre zurück. Diese Länder, und das gilt auch für Deutschland, fallen dadurch wiederum im internationalen Standort-Wettbewerb zurück”, warnt auch der Co-Autor der Studie Klaus von den Hoff. Er fordert daher, dass Regulierungsbehörden und Regierungen den Netzausbau bis zur Wohnung (FTTH) stärker und proaktiver unterstützen sollten: “In Asien und den USA fördern die Regierungen den Roll-out des Glasfasernetzes dadurch, dass sie unter bestimmten Bedingungen Telekom-Anbieter von der Verpflichtung befreien, ihren Wettbewerbern Zugang zum Glasfasernetz geben zu müssen”, so Klaus von den Hoff. Solche Maßnahmen wären auch in Europa dringend notwendig, damit bei den modernen, leistungsstarken Kommunikationstechnologien nicht die Wettbewerbsfähigkeit verloren geht.
Ein Blick nach Frankreich genügt: Die französische Regierung hat einen Fonds mit 2 Milliarden Euro angelegt, um die Finanzierung des Ausbaus von Breitbandnetzen zu unterstützen. Die öffentliche Hand schreibt im so genannten “DSP-Programm” Ausbauprojekte für einzelne Regionen aus. Diejenigen, die das beste Konzept vorlegen (Ausbaugeschwindigkeit, Kosten etc.), erhalten eine Co-Finanzierung aus dem Fonds. Während sich das Programm zunächst auf ländliche Gegenden beschränkte, wurde es mittlerweile auch auf so attraktive Bereiche wie den Gürtel an mittelgroßen Städten rund um Paris ausgeweitet.
Schlusslicht Deutschland
In Deutschland haben nicht einmal zwei Prozent der Haushalte Zugang zu einem superschnellen Glasfasernetz im Gebäude. Damit ist Deutschland im Vergleich mit führenden Ländern in Asien deutlich abgeschlagen und hinkt auch den in Europa führenden Ländern wie z.B. Portugal (23 Prozent), Dänemark (30 Prozent) oder Lettland (51 Prozent) und Slowenien (54 Prozent) hinterher. Die Deutsche Telekom treibt zwar als Marktführer den Ausbau ihres VDSL (Kupfer)-Netzwerkes voran und hat zudem angekündigt, ihr FTTB/H Netz auf vier Millionen Haushalte bis Ende 2012 auszubauen.
Damit wird sie jedoch auch Ende 2012 nur rund 10 Prozent aller deutschen Haushalte mit Glasfaser anschließen können. Alternative Anbieter in Deutschland preschen daher vor. M-Net in München, NetCologne in Köln oder wilhelm.tel in Norderstedt und in Hamburg sind Beispiele für alternative Festnetzbetreiber, die sich die “Filetstücke” deutscher Großstädte herauspicken und dort Glasfasernetze aufbauen.
Die Deutsche Telekom reagiert daher und sucht Partnerschaften mit alternativen Anbietern. In Norddeutschland ist sie zum Beispiel eine Kooperation mit EWE eingegangen, in Heilbronn und Würzburg läuft ein Pilotprojekt für eine Partnerschaft mit Vodafone.
Europäische Telekom-Unternehmen geraten durch den verzögerten Ausbau in eine Zwickmühle: Auf der einen Seite gewinnen Kabelnetzbetreiber Marktanteile mit ihren superschnellen Breitbandangeboten mit 50 bis 100 MBit/s. Auf der anderen Seite bauen alternative Festnetzanbieter und Energieversorger die Glasfasernetze bis in die Wohnungen gezielt aus. Sie sind für stolze 65 Prozent der Ausbauten in Europa verantwortlich. “Die führenden Telekommunikationsbetreiber stehen unter Druck von zwei Seiten – und müssen dringend reagieren. Ansonsten riskieren Sie, dass ihr Kerngeschäft, die Vermarktung von Breitbandanschlüssen, erodiert”, warnt Experte von den Hoff. Ein Schlüssel zum Erfolg wird es sein, innovative Partnerschaften einzugehen. Von den Hoff abschließend: “In vielen Ländern sind direkte Wettbewerber Partnerschaften eingegangen, um die hohen Kosten für den Netzausbau bewältigen zu können, was eine sinnvolle Strategie ist.”
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Überrascht mich gar nicht...
Dieses Ergebnis überrascht mich gar nicht! Den Telekommunikationsunternehmen in Deutschland gehts doch schon lange nicht mehr um den flächendeckenden Ausbau ihrer Netze auf einem technisch einigermaßen akzeptablen Niveau. Viel wichtiger sind hier Gewinnmaximierung, Cashflow und exorbitant hohe Managergehälter geworden. Leider hat der Staat das Telekommunikationsmonopol vor einigen Jahren aus der hand gegeben. Sonst hätte man von administrativer Seite wenigstens ein wenig Einfluss darauf, was geschieht. Wenn die Herren Obermann und Co. an den Ergebnissen solcher Studien gemessen würden, müssten sie jeden Monat geld abliefern und nicht riesengroße Gehälter einstreichen...