“100 Prozent erneuerbare Energien sind machbar”
Wie kann Deutschland den Übergang zu einer nachhaltigen, sicheren, wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Energiewirtschaft schaffen? Das haben Wissenschaftler, Unternehmer und Politiker auf den Fraunhofer-Energietagen am 23. und 24. September diskutiert.
“Eine Energieversorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien ist schon 2050 machbar”, sagte Professor Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Auch Professor Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister und einstiger Direktor des UNO-Umweltprogramms UNEP, hält das 100-Prozent-Ziel für realistisch: “Wir müssen alles daran setzen – etwa in der Entwicklung erneuerbarer Energien und durch die Erhöhung der Energieeffizienz –, diese Zukunft so schnell wie möglich zu erreichen”, so Töpfer, der heute das Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam leitet.
Töpfer sieht im schnellen Umstieg auf erneuerbare Energien “große Chancen für den Markt und die Menschen”. Dafür sollte die Bundesregierung ambitioniertere Ziele setzen. Die strebt bis 2050 einen Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch von 60 Prozent an. Doch schon mit Technologien, die bereits heute zur Verfügung stehen oder derzeit entwickelt werden, ließe sich eine weit höhere Quote erreichen, so Töpfer.
“Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein Treiber für unsere Wirtschaft. Dies zeigte sich in der Krise”, hieß es von Professor Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Ein höheres Tempo bei der Nutzung grüner Technologien hat laut Bullinger positive Effekte: Die Abhängigkeit Europas von Rohstoffimporten würde sinken, ebenso der Ausstoß von Kohlendioxid. Gleichzeitig könnte Deutschland seine starke Stellung als Exportnation von innovativer Umwelt- und Energietechnik ausbauen.
Schon heute dominierten deutsche Unternehmen den Markt für grüne Technologien. So betrage der Anteil deutscher Firmen am Weltmarkt für Energieerzeugungstechnologien 30 Prozent, bei Technologien für Kreislaufwirtschaft, Abfall und Recycling sind es 25 Prozent – wie eine Auswertung von Markstudien durch Roland Berger ergeben habe.