“Deutsche Vollkasko-Mentalität lähmt den Gründergeist”

In anderen Bereichen, wie Venture-Capital-Investitionen ließen sich deutliche Einbrüche feststellen. “Dabei ist Venture Capital ein guter Indikator für die Bereitschaft, in die innovativen Geschäftsmodelle von morgen zu investieren”, schreiben die Analysten. Start-ups, die mit Risikokapital finanziert werden, “verfolgen oft eigene Wege und bringen radikal neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt. Gerade bei der Umsetzung neuer technologischer Möglichkeiten sind innovative Start-ups daher oft schneller und erfolgreicher als alteingesessene Unternehmen.”

“Die High-Tech-Industrie zählt zu den Impulsgebern der deutschen Wirtschaft und besitzt in punkto Innovationskraft eine richtungsweisende Funktion”, sagt Hans-Joachim Otto, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium. Doch gerade von Seiten der Politik bleibt es oft bei solchen und ähnlichen Lippenbekenntnissen.

“Es muss steuerliche Anreize für Investoren in Deutschland geben, so wie es im europäischen Ausland bereits praktiziert wird und wie es die Koalition im Grunde vereinbart hat”, sagte deshalb Microsofts Deutschland-Chef Ralph Haupter. “Wie so oft haben wir hier kein Erkenntnis- sondern ein Handlungsdefizit. Deutschland muss zu einer der attraktivsten Regionen für Business Angels und Venture-Capital-Geber werden.”

Doch es sind auch die unsicheren Verdienstmöglichkeiten sowie Finanzierungsrisiken, die potentielle Gründer vor dem Gang in die Selbständigkeit abschrecken. “Wir müssen bei etablierten Unternehmen der Old Economy die Bereitschaft wecken, mit Start-ups zusammenzuarbeiten und brauchen bei jungen Menschen einen Mentalitätswandel mit einem größeren Interesse an unternehmerischem Denken”, so Haupter. “Deutsche streben oft nach einer Vollkasko-Gründung”.

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Silicon-Redaktion

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  • Dazu ein paar Anmerkungen
    Bezüglich der Vollkaskomentalität der Gründer: In kaum einem Land / Kultur wie Deutschland ist es dermaßen schwer nach Rückschlägen wieder in einen existenzsichernden Job zu kommen oder eine zweite Chance zu erhalten. Und nun die Preisfrage: Wenn ich einen Top-Ausbilgung im IT-/Technologiebereich mitbringe, warum sollte ich dann in Deutschland ein Unternhemen gründen wollen. Wenn´s schief geht muss man sich bei Vorstellungsgesprächen derartige Unverschämtheiten anhören dass man glaubt im falschen Film zu sein. Im Ausland (CAN) kein Problem und sofort eine Anstellung gefunden. Deutsche haben eine tiefe Abneigung gegenüber Selbständige und Unternehmer. Darüber hinaus einen fatalistischen Hang zu Alles-Oder-Nichts - wer scheitert lernt nicht etwa aus seinen Fehlern, er hat versagt - für immer!

    Da ist es deutlich angenehmer wenn man sich eine gutbezahlte Stelle sucht - und sollte das mit dem Fachkräftemangel stimmen sind die Unternehmen in wenigen Jahren dazu gezwungen fast alle Bedingungen einer Fachkraft zu erfüllen - oder die Fachkraft geht zum Konkurrenten im In- oder Ausland.

  • Volle Zustimmung
    Es gibt in Deutschland schlicht keine Risikokultur. Während in den USA beispielsweise jemand, der mit seinem Unternehmen schon mal eine Insolvenz erleben musste, wegen dieser Erfahrung sogar einen Bonus hat, ist dieselbe Person in Deutschland für alle Zeiten als Versager gebrandmarkt.
    Kein Wunder, dass die Bereitschaft, ein Risiko zu übernehmen, sich da in deutlich überschaubarem Rahmen hält.

  • Big Dogs and Small Cats
    Ich kann dem Vorredner nur beistimmen. Allerdings gibt es diese Vollkasko-mentalität auch im Ausland:
    http://epthinking.blogspot.com/2010/05/on-small-vendor-big-vendors-individual.html

    Und glaubt man wirklich an solche Aktionen, wenn - noch dazu - ein Berufspolitiker mit Vollkasko-Karriere solche Gründungsaktionen ankündigt?
    http://www.silicon.de/mittelstand/0,39038986,41537137,00/ikt_wettbewerb_gruender_gesucht.htm

    So kann man doch kein Startup gründen und potenziellen - noch dazu jungen - Gründern muss man in erster Linie beibringen, was "gründen" bedeutet und nicht leichtfertig zu Gründungen animieren, die in erster Linie in persönliche Höchstbürgschaften bei Banken münden, die damit auch nur ein Geschäft machen wollen, ohne Risiko.

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