Eine wirklich gute Erklärung für dieses Phänomen haben auch Branchenbeobachter nicht. Der Blick auf die Fakten macht auch sie ratlos. Tatsache ist, dass die Skala der IT-Akquisitionen 2010 von Google mit 23 Übernahmen angeführt wird – am anderen Ende steht Microsoft mit 0 Zukäufen.
Am Geld kann es nicht liegen. Vor zwei Jahren hatte Microsoft 47,5 Milliarden für Yahoo geboten und war mit diesem Angebot bekanntermaßen gescheitert. Keine Belastung also für die Kriegskasse. Hinzu kommt, dass Windows 7 dem Konzern seit Monaten kräftig Umsatz in die Kassen spült – zuletzt erhöhte Microsoft die Dividende für seine Aktionäre kräftig.
Einige Experten mutmaßen nun, dass dem Softwareriesen eben die gescheiterte Yahoo-Übernahme noch in den Knochen steckt – oder der eigenen Forschungs- und Entwicklungs-Abteilung bedingungslos vertraut. IBM auf alle Fälle hat die Gelegenheit genutzt und sich 2010 die Filetstücke des Software-Marktes einverleibt. Die meisten Firmen, die jetzt unter IBMs Dach geschlüpft sind, wären auch für Microsoft interessant gewesen.
Durch die Zurückhaltung hat der Konzern auch verpasst, sich rechtzeitig neue und interessante Technologien zu sichern – mitsamt den innovativen Köpfe, die dahinter stecken. 75 Prozent der insgesamt 23 Firmen, die Google in diesem Jahr übernommen hat, wurden von Risikokapitalgebern oder Business Angels finanziell unterstützt. Start-ups also mit einer vielversprechenden Idee im Business-Plan. Auch sie sind für Microsoft vorerst nicht mehr erreichbar.
In so manchem Fall wäre dagegen vielleicht etwas mehr Zurückhaltung angebracht gewesen. Twitter zum Beispiel hat in diesem Jahr drei Firmen übernommen – obwohl die Zwitscher-Plattform selbst immer noch kein Geschäftsmodell gefunden hat, das wirklich Geld abwirft.
Immerhin: das Jahr ist noch nicht zu Ende und vielleicht verfolgt Twitter mit seinen Zukäufen einen Plan, den wir nicht kennen – das gilt möglicherweise auch für Microsoft.
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