Leo Apotheker ist neuer HP-Chef

Nach weniger als zwei Monaten benennt das HP-Board einen neuen CEO und setzt damit zum dritten Mal auf einen externen Kandidaten. Der ehemalige SAP-Vorstandssprecher Leo Apotheker übernimmt den Posten von Mark Hurd, der wegen einer undurchsichtigen Affäre und falschen Spesenabrechnungen als HP-Chef zurücktreten musste.

Durch den Zukauf von Sun Microsystems sehen sich die Partner HP und Oracle mit einem Mal als Konkurrenten und zwar in einem Maße, bei dem man auch nicht mehr von Coopetition sprechen kann. Inzwischen ist Mark Hurd bei Oracle, was bei HP sauer aufgestoßen ist. Fast scheint es, als wollte HP mit der Nominierung des ehemaligen Chefs des Oracle-Erzfeindes SAP eine Retourkutsche fahren. Mit der Nominierung könnten auch Spekulationen, dass HP SAP kaufen könnte neue Nahrung erhalten. In der Konkurrenzsituation mit IBM und Oracle wird HP aber so oder so nicht umhin können, den Bereich Software zu stärken.

Robert Ryan, Mitglied im HP-Board erklärte: “Wir haben Leo Apotheker ausgewählt, weil er ein strategischer Denker mit einer Passion für Technologie, mit weitreichender internationaler Erfahrung und einer bewährten operationalen Disziplin ist.” Dem Board mag diese Entscheidung gefallen, die Anleger reagierten hingegen auf die Nachricht, die nach Handelsschluss verbreitet wurde, mit Verkäufen im nachbörslichen Handel: 3,3 Prozent fiel der Kurs des HP-Papiers.

Apotheker wurde 2008 – nach 20 Jahren – bei SAP zum Co-CEO ernannt. Ein Jahr lang leitete er zusammen mit Henning Kagermann den ERP-Marktführer. Danach übernahm er für etwa ein Jahr alleine das Ruder. Unter seiner Leitung hatte SAP den Enterprise Support verpflichtend gemacht, was in der Nutzerschaft nicht akzeptiert wurde. Im Februar trat Apotheker von seinem Posten zurück, als klar wurde, dass der SAP-Aufsichtsrat seinen Vertrag nicht verlängern würde. Seitdem führt die Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe, die auch schnell den optionalen Enterprise Support wieder einführte.

Er sei gerade in den Bergen unterwegs gewesen, als ihn das Angebot von HP erreichte, erklärte Apotheker, der derzeit damit beschäftigt ist, eine Investorengruppe zu bilden. Dann habe es noch einige weitere Gespräche gegeben.

“HP ist eine führende Marke, die die Industrie voranbringen wird”, kommentierte Apotheker. Er betont, dass HP trotz seiner Nominierung nicht zu einem Software-Anbieter werden wolle. Vielmehr schätze er den ganzheitlichen Ansatz der Produktstrategie bei HP. Es sei ein großes Erbe, das er da von Mark Hurd übernehme. Schließlich ist HP gemessen am Umsatz unter Hurd zum weltgrößten IT-Anbieter geworden. Statt knapp 50.000 Mitarbeitern wie bei SAP, führt Apotheker jetzt über 300.000. Auch der Umsatz von HP ist eine Nummer größer: SAP setzte zuletzt jährlich 15 Milliarden Dollar um. Bei HP waren es 115 Milliarden Dollar.

Aber Apotheker wird das Unternehmen genau so wenig alleine führen, wie Mark Hurd es alleine geführt hat. Apotheker mag vielleicht nicht ganz so charismatisch sein, wie sein Vorgänger. Doch auch unter seiner Führung wird HP die durchaus erfolgreiche Strategie der vergangenen Jahre fortsetzen: Für das Ziel, zu einem One-Stop-Shop zu werden, hat HP neben einer grundlegenden Umstrukturierung auch zahlreiche Firmen hinzugekauft, wie zum Beispiel zuletzt den Sicherheitsanbieter ArcSight (1,5 Milliarden Dollar) oder 3PAR (2,4 Milliarden Dollar). Cathie Lesjak, die kommissarisch das Amt des CEOs versah, ist nun wieder CFO bei HP.

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