Ein Theater-Tonmeister: “Ich bin froh über Linux”
Ulrich Gladisch, Tonmeister am Haus für Musik und Musiktheater (Mumuth) an der Kunstuniversität Graz, schätzt Linux als Betriebssystem, das dem Mischpult des Mumuth zugrunde liegt. Was er nicht mag sind Fotoaufnahmen von sich. Wir respektieren seinen Wunsch und zeigen sein Mischpult.
silicon.de: Was ist das Besondere an der Akustik im Konzertsaal des Mumuth?
Ulrich Gladisch: Wir haben hier ein elektronisches Soundsystem intergiert.
silicon.de: Was kann man sich darunter vorstellen? Der Ligeti-Saal wird doch von den Studierenden als Aufführungsraum genutzt.
Ulrich Gladisch: Thorsten Rhode, der das Konzept für die Akustik des Hauses erarbeitet hat, setzte auf einen Raumklang, der elektroakustisch erzeugt wird. Federführend auf diesem Gebiet ist die kalifornische Meyer Sound aus Berkley mit ihrem System “Constellation”.
silicon.de: Das bedeutet, dass nicht “live” gesungen oder gespielt wird? Geht so etwas an einer Kunstuniversität, wo ja Musiker und Sänger ausgebildet werden?
Ulrich Gladisch: Anfangs gab es auch reichliche Widerstände, weil Traditionalisten befürchteten, dass das nicht gut klingen kann. Mittlerweile setzt man diese Anlage aber immer mehr ein.
silicon.de: Was bewirkt das System?
Ulrich Gladisch: Das Constellation-System erlaubt es, ganz verschiedene Raumgrößen und Raumarten zu erzeugen. Es verändert also das Umfeld, nicht die Quelle.
silicon.de: Wie funktioniert das genau?
Ulrich Gladisch: Das Schallereignis wird von 24 Mikrofonen im Saal aufgenommen, über Transducer, also Umwandler, an einen Rechner geschickt, transformiert und kommt über 74 Lautsprecher zurück in den Saal.
silicon.de: Hört der Zuhörer dann einen Pistolenschuss zweimal? Einmal live und einmal moduliert?
Ulrich Gladisch: Nein, natürlich nicht, dann würde das ja nicht funktionieren. Das passiert alles in Echtzeit. Wir haben Lichtwellenleiter verlegt.
silicon.de: Dann steht im Keller irgendwo ein Supercomputer und rechnet sich bei einer Opernaufführung warm?
Ulrich Gladisch: Sie werden staunen, das erledigt ein Mac-Rechner.
silicon.de: Wie wird das Schallereignis moduliert?
Ulrich Gladisch: Es gibt natürlich ein gutes Mischpult, in unserem Fall von der deutschen Firma Lawo. Das erlaubt eine völlig individuelle Belegung der Regler – bis zu fünf Schichten tief.