Wie viel Energie verbraucht Software?
Welche Webseiten werden mit erneuerbaren Energien betrieben? Wie kann man den Stromverbrauch von Office-Anwendungen senken? Hat Software überhaupt einen Strom- und Ressourcenverbrauch? Diesen Fragen geht das Forschungsprojekt Green Software Engineering der Fachhochschule Trier nach.
In Zeiten des Klimawandels ist es selbstverständlich geworden, dass bei Kühlschränken, Waschmaschinen, Spülmaschinen, Autos und Autoreifen Angaben über Energieverbrauch oder Kohlendioxidausstoß gemacht werden. Das zeigen auch die EU-Energielabels, die Auskunft über die Energieeffizienzklassen von Haushaltsgeräten und Leuchtmitteln geben. In der IT-Branche wurden entsprechende Gütesiegel für IT-Geräte, wie Energy Star, erst im Zuge der Green-IT-Debatte der vergangenen Jahre salonfähig.
“Bei der Entwicklung materieller Produkte hat die Betrachtung ihrer Umweltwirkungen – von der Herstellung über die Anwendung bis hin zur Entsorgung – längst Einzug gehalten”, sagt Professor Dr. Stefan Naumann. “Bei Software hingegen bleiben Umweltwirkungen bisher weitgehend unberücksichtigt.” Die Wissenschaftler stellen sich daher die Frage, ob die durch IT verursachten Verbräuche an Ressourcen und Energie durch die Elektronik und somit die Hardware hervorgerufen werden – oder ob sie nicht vielmehr der Software zugerechnet werden müssen, die mit ihren Funktionen und Diensten die Hardware benutzbar macht.
Ein wesentliches Ziel des Projektes liegt laut Naumann darin, die Prinzipien eines ökologischen Produktentwurfs auch auf die Entwicklung und Nutzung von Software zu übertragen. Als Vorarbeit messen hierzu Studenten der Angewandten Informatik den Stromverbrauch von Browsern bei der Darstellung unterschiedlicher Webseiten.
Für Softwareentwickler, Administratoren und Endanwender sollen im Rahmen des Projekts Hilfsmittel, Leitfäden und Handlungsempfehlungen bereitgestellt werden. Die Werkzeuge sollen zum einen die unmittelbaren Umweltwirkungen berücksichtigen, die sich durch den Betrieb eines Softwareproduktes ergeben. Zudem sollen aber auch die mittelbaren Auswirkungen eines neuen Softwareproduktes auf Umwelt, Gesellschaft, Arbeitswelt und Wirtschaft abgeschätzt werden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über einen Zeitraum von drei Jahren mit knapp 260.000 Euro gefördert. Erste Ergebnisse stehen bereits auf der Homepage des Projektes.