Neue Programmiersprache aus Bremen

Selbst moderne Computer können menschliche Sprachen wie Englisch oder Deutsch nicht vollständig verarbeiten, teilte die Universität Bremen mit. Dies liege daran, dass die Sprachen nicht eindeutig seien, sodass Rechner nicht genau wissen, wie Sätze zu verstehen sind. So sei es für den Menschen klar, dass ein Schild mit der Aufschrift ‘Dieser Bereich wird zur Verhütung von Straftaten durch die Polizei videoüberwacht’ bedeutet, dass die Polizei die Straftaten verhütet. Gemäß der Satzstellung sei es aber auch möglich, dass die Straftaten durch die Polizei verübt werden. Nur durch Allgemeinwissen, das dem Computer so nicht zugänglich sei, könne das richtige Verständnis sichergestellt werden.

Programmiersprachen seien ein Kompromiss zwischen guter Lesbarkeit der Anweisungen für den Menschen und gleichzeitig eindeutiger Interpretation durch den Computer. Durch technologische Weiterentwicklungen würden aber neue Anforderungen an die Sprachen gestellt, so die Wissenschaftler. So werde heutzutage nicht nur Software mit Hilfe von Programmiersprachen entwickelt, auch Computer beziehungsweise Schaltkreise würden durch sie beschrieben. Dies sei notwendig, da Schaltungen mittlerweile eine enorme Komplexität erreichten – Systeme mit Milliarden von Komponenten seien keine Seltenheit.

Gleichzeitig müsse aktuellen technologischen Entwicklungen Rechnung getragen werden. Eine dieser Entwicklungen sei die verstärkte Betrachtung von so genannter reversibler Logik. Dabei handelt es sich um Schaltungen, bei denen Operationen auch in umgekehrter Richtung ausgeführt werden können. Dies findet Anwendung beim Entwurf von Systemen mit sehr geringem Energieverbauch – sogenannten Low-Power-Systemen. Und auch Quantencomputer profitieren von solchen Schaltkreisen. Man gehe davon aus, dass diese Technologien bisherige Computer in der Zukunft ersetzen oder zumindest nachhaltig ergänzen werden.

Allerdings ließen sich die etablierten Programmiersprachen für diese Technologien nicht mehr verwenden. Alternativen seien nötig, welche die Arbeitsgruppe Rechnerarchitektur um Professor Rolf Drechsler nun entwickelt habe. Dabei entstand die Programmiersprache SyReC – die es ermöglicht, sehr komplexe Systeme für reversible Schaltungen zu beschreiben. Der wissenschaftliche Beitrag, der SyReC beschreibt, wurde beim ‘Forum on Design Languages’ in Southampton jetzt mit dem ‘Best Paper Award‘ ausgezeichnet.

Silicon-Redaktion

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