“Cloud Computing bringt Ghost-Server”
IT-Chefs müssen sich auf drastische Steigerungen bei den Energiekosten einstellen, sagt der Marktforscher Gartner. Außerdem wird der Stromverbrauch der IT-Industrie durch Cloud Computing möglicherweise erheblich ineffizienter, prophezeien Experten.
Laut einer neuen Gartner-Studie betragen die Energie-bezogenen RZ-Betriebskosten derzeit zwölf Prozent und gehören zu den am schnellsten steigenden Ausgaben im IT-Bereich. “Mit einem Plus von fünf Prozent bei den Server-Shipments in diesem Jahr werden die Energiekosten kräftig zulegen”, sagt Gartner-Analyst Rakesh Kumar.
So steigen laut einer Untersuchung von Emerson Network Power die Energiekosten wesentlich stärker an, als es der Stromverbrauch der Server suggeriert. “Für jedes Watt, das die Server mehr verbrauchen, werden weitere 2,84 Watt durch Kühlung, unterbrechungsfreie Stromversorgung und andere elektrische Einrichtungen verbraucht”, sagt David Richardson, Researcher bei Emerson Network Power.
Gartner empfiehlt den CIOs deshalb dringend, weitere Maßnahmen zur Energie-Messung und -Reduzierung einzuführen. Ziel sei es, vor allem die Leistungs-Effizienz (PUE) zu überwachen. “Bis 2015 werden 80 Prozent aller großen Rechenzentren fortlaufend Echtzeit-Messungen ihrer PUE-Werte durchführen”, lautet Kumars Prognose.
Mit diesen Messungen könnte sich zeigen, ob andere Prognosen über den zukünftigen Energiebedarf zutreffen. Verschiedene Energie-Experten meinen nämlich, dass die zunehmende Nutzung von Cloud Computing zu einer gewaltigen Energieverschwendung führen wird.
“Ich sehe derzeit bereits mehrere Bereiche, in denen durch Virtualisierung und Cloud Computing massives Over-Provisioning stattfindet“, sagt Bill Clifford, Chef von Spencer Trask, einem US-Venture-Unternehmen. Seiner Ansicht nach gibt es zunächst eine zunehmende Anzahl an “überflüssigen Servern” – Ghost-Server nennt er sie. Diese Ghost-Server seien durch Virtualisierung und Konsolidierung entstanden, denn laut Clifford nehmen nur wenige CIOs die frei werdenden Systeme auch physisch vom Netz.
Bill Clifford
Foto: Spencer Trask
“Anfangs wurde nur der Zusatzbedarf und Neubedarf auf virtuellen Maschinen (VM) eingerichtet, doch unter dem Druck der Rezession wurden immer mehr Anwendungen auf VMs umgestellt”, lautet seine Einschätzung. Das würde zwar die Effizienz der Server verbessern, auf denen die VMs laufen, aber im gleichen Umfang würde die Effizienz der Ghost-Server fallen. “Energiemäßig ist das eine Katastrophe, denn der Stromverbrauch von Volllast-Servern und Ghost-Servern ist sehr gering”, warnt er die CIOs.